: Kritischer Journalist in Kigali erschossen
RUANDA Jean-Leonard Rugambage wurde während einer WM-Übertragung getötet. Dasselbe Schicksal ereilte wenige Tage zuvor einen dort lebenden Vertrauten des kongolesischen Rebellenchefs Nkunda
BERLIN taz | Die Ermordung eines Journalisten in Ruanda vergiftet das politische Klima kurz vor den Präsidentschaftswahlen am 9. August. Jean-Leonard Rugambage, Mitarbeiter der Zeitung Umuvugizi, wurde am Donnerstag vor seinem Haus in der Hauptstadt Kigali von unbekannten Tätern erschossen, während ein WM-Fußballspiel lief. Der in Uganda im Exil lebende Chefredakteur des Blattes, Jean-Bosco Gasasira, machte Ruandas Regierung für den Mord verantwortlich. Die Regierung dementierte empört. Es ist der erste Mord an einem Journalisten in Ruanda seit 1998.
Umuvugizi war ebenso wie das Blatt Umuseso im April von Ruandas Medienrat wegen Aufhetzung der Öffentlichkeit für sechs Monate suspendiert worden. Den beiden ruandischsprachigen Wochenzeitung wurde unter anderem vorgeworfen, Ruandas Militär zum Putsch gegen Präsident Paul Kagame aufzufordern. Dies folgte auf die Flucht des ehemaligen ruandischen Armeechefs Kayumba Nyamwasa nach Südafrika Ende Februar und nachfolgenden Spannungen an der Spitze von Ruandas Militärs. Kayumba wurde Ende vorletzter Woche in Johannesburg von einem unidentifizierten Täter angeschossen. Er überlebte schwer verletzt und hat mittlerweile das Krankenhaus wieder verlassen. Die Internet-Ausgabe von Umuvugizi, auf der das suspendierte Blatt weiter erscheint, hat Ruandas Geheimdienst beschuldigt, das Attentat auf Kayumba organisiert zu haben.
Ruandas Medienrat, der die Suspendierung der Zeitung verfügt hatte, verurteilte den Mord an Rugambage und rief zu einer schnellen Untersuchung auf. Ruandas Regierungssprecherin Louise Mushikwabo versprach eine „gründliche Untersuchung“ und nannte die Unterstellung, wonach der Mord Werk der Regierung sei, „unerhört“. Sie warnte „die Medien da draußen“ davor, „in die Falle von Kräften zu tappen, die hart daran arbeiten, unter dem Deckmantel des Wahlkampfes das Image dieses Land zu beschmutzen“.
Für ein schlechtes Image sorgt Ruandas Regierung allerdings derzeit selbst. Am Donnerstag nahm die Polizei mehrere Dutzend Oppositionelle bei der Auflösung einer ungenehmigten Demonstration fest. Von der Polizei befragt wurde dabei auch Reuters-Korrespondent Hereward Holland. Er hat jetzt wegen Drohungen das Land verlassen, ebenso wie der einzige andere ständig in Ruanda basierte außerafrikanische Journalist, Josh Kron von der New York Times.
Am vergangenen Montag wurde außerdem in der Grenzstadt Gisenyi der ehemalige Kabinettschef des in Kigali unter Hausarrest einsitzenden ehemaligen kongolesischen Rebellenführers Laurent Nkunda, Denis Semadwinga Ntare, in seinem Haus während einer WM-Übertragung von Unbekannten erstochen. Die versprengten Nkunda-Rebellen sollen mittlerweile mit den ruandischen Exilmilitärs zusammenarbeiten. Ruandas und Kongos Verteidigungsminister, James Kabarebe und Charles Mwando, berieten am Samstag in der kongolesischen Grenzstadt Goma über den Umgang mit diesen und anderen „negativen Kräften“. DOMINIC JOHNSON