Kein Erbarmen für Hebammen

PETITION Wegen teurer Versicherung geben fast 500 Hebammen Geburtshilfe auf. Bundestag hilft nicht

BERLIN taz | Von den nur noch rund 4.000 bundesweit tätigen Hebammen, die Geburten begleiten, haben in den vergangenen Monaten 476 die aktive Geburtshilfe aufgegeben, sagte Martina Klenk, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes (DHV), am Montag vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestag. Der Ausschuss befasste sich aufgrund einer erfolgreichen Onlinepetition des DHV mit der Situation der Hebammen und der Geburtshilfe in Deutschland. Eine Entscheidung gab es am Montag nicht. Die kündigte Ausschussvorsitzende Kersten Steinke (Die Linke) für die nächste Sitzung an. Ein Termin steht noch nicht fest.

Grund für den Ausstieg der Hebammen aus der aktiven Geburtshilfe ist die Erhöhung der Berufshaftpflichtversicherung von derzeit 2.370 Euro auf 3.689 Euro jährlich am 1. Juli. Laut DHV ist ohnehin nur noch ein Viertel aller Hebammen in der aktiven Geburtshilfe tätig. Dadurch sei eine flächendeckende Versorgung von Schwangeren und Müttern vor und nach der Geburt nicht mehr gewährleistet, so der DHV.

Die Erhöhung der Versicherungsprämie kommt unter anderem zustande, weil bei Berufsunfällen „Personenschäden im Heilwesen“ immer teurer werden. Der DHV fordert für die gestiegenen Versicherungsprämie, die vorerst nur für zwei Jahre festgelegt ist, Ausgleichzahlungen oder einen steuerfinanzierten Fonds für Heilberufe. Verhandlungen der Hebammen mit den Krankenkassen über Ausgleichzahlungen waren gescheitert. Die Schiedsstelle, die deshalb angerufen wurde, befasst sich am 5. Juli mit dem Problem.

Die Hebammen erwarteten von der Verhandlung am Montag keine positiven Ergebnisse. „Aber es ist schon ein Erfolg, dass das Thema öffentlich verhandelt wird“, sagte Lisa von Reiche von der Initiative Hebammen für Deutschland in Köln. SIS