: Immer dieser Dorgerloh
EINTRITT FÜR SANSSOUCI
Schon wieder dieser Dorgerloh. Nein, nicht Stephan, der Kultusminister von Sachsen-Anhalt, der (Land der Frühaufsteher!) keine Intellektuellen mag und deshalb Philipp Oswalt vom Bauhaushof gejagt hat. Es geht um seinen Bruder Hartmut, den Herrn über die preußischen Schlösser und Gärten. Der ist im Gegensatz zum Bruder so sehr Intellektueller, dass er sich ums Volk einen Dreck schert – zumindest um die, die keinen Eintritt in seine Parks zahlen wollen.
Deshalb hat Dorgerloh pünktlich zum Jahreswechsel mal wieder Eintritt für Sanssouci und Co. gefordert. Das hat er auch vorher schon, aber da hatte er noch ein Argument: In Potsdam war gerade ein Gesetz über die Bettensteuer geplatzt, die Dorgerlohs Stiftung eine Million im Jahr einbringen sollte. Ohne Million kein freier Einritt, so Dorgerlohs Erpressung. Nun kommt sie aber doch, die Million. Von der Stadt, die mehr vom Volk versteht als der Stiftungschef. Und Dorgerloh? Lässt nicht locker.
Immer dieser Dorgerloh. So war das schon 2008. Der Modemacher Wolfgang Joop radelte sorglos durch Sanssouci und wurde von einem Parkwächter vom Rad geholt. Seit 2007 war nämlich das Radeln plötzlich verboten im Weltkulturerbe von Brandenburg und Berlin. Und Dorgerloh? Entschuldigte sich nicht, sondern legte nach: „Herr Joop ist uns weiterhin sehr willkommen, aber nur als Radfahrer auf den ausgewiesenen Wegen.“
Immerhin hat der Herr der Schlösser ein paar ausgewiesene Wege freigegeben. Bei den Fotografen hat er nicht nachgegeben. Wer Fotos von Sanssouci, Schloss Charlottenburg oder Schönhausen in Pankow veröffentlichen will, muss blechen. „Kein Wunder, dass Dorgerloh außerhalb der Stiftung den zweifelhaften Ruf eines rücksichtslosen Abkassierers genießt“, meint der Autor und Stadtführer Michael Bienert. Selbst den Stadtführern wollte Dorgerloh schon den Zutritt verwehren.
Nein, gegen diesen Dorgerloh ist kein Kraut gewachsen. Da helfen auch lustige Vorschläge nicht, dass künftig nur Touristen zahlen sollen, die Potsdamer aber nicht.
Das Einzige, was hilft, ist kulturelle Umerziehung. Einfach mal den Stiftungschef wechseln und Dorgerloh ins Kultusministerium schicken. In einer preußischen Behörde weiß man noch, was dienen heißt. UWE RADA