WAS MACHT EIGENTLICH ... Vulpes vulpes? : Er steht auf diese Stadt
Ein 31-Jähriger sitzt im Innenhof des Vivantes-Klinikums in Neukölln und wagt es nicht, sich zu bewegen – aus Angst, das fünf Meter vor ihm sitzende Raubtier mit der spitzen Schnauze könne jeden Moment über ihn herfallen. Vielleicht hat das rötlichfarbene Vieh Tollwut. Doch bevor sich das klären lässt, trabt das Tier weiter.
Offiziell nennt er sich Vulpes vulpes, hierzulande besser bekannt als Rotfuchs. Das Tier im Neuköllner Klinikum ist seine kosmopolitische Variante und nicht das einzige seiner Art. Rund 5.000 Stadtfüchse gibt es in Berlin. Sie tapern über das Rollfeld vom Flughafen Tempelhof, verschrecken Drogendealer in der Hasenheide und flanieren auch mal über den Ku’damm. Reineke Fuchs fühlt sich wohl in Berlin.
Grundsätzlich haben alle Rotfüchse die gleichen Ansprüche: ausreichend Nahrung, Verstecke, wo sie in Ruhe den Tag verbringen können, und Aufzuchtorte für die Jungen. Im Verhalten unterscheidet sich der Stadtfuchs jedoch erheblich von seiner Verwandtschaft auf dem Land. Er hat keine Scheu vor Menschen. Sein einziger Feind ist das Auto. Aber auch hier hat er sich als lernwillig erwiesen. Längst hat es sich Reineke zur Gewohnheit gemacht, nach rechts und links zu schauen, bevor er eine Straße überquert, berichten Insider. Wer nun aber denkt, der Stadtfuchs hat sich vollends integriert, der irrt. Leute, die den Ehrgeiz entwickelten, ihn übers Füttern zutraulich zu machen, brachten ihn zwar dazu, dass er wirklich blieb. Doch Undank ist der Welt Lohn: Zerfetzte Schuhsohlen gehören noch zu den harmloseren Folgen. FLEE
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