männer & andere zwischenstufen (IV)
: Mark Schwarzer

Der Sexappeal der WM. Heute Mark Schwarzer (sprich: Schwoarza), geboren 1972 in Sydney, spielt für Australien

Männer von Länge (besser: Höhe) werden gern verspottet, beispielsweise als Langer Lulatsch. Oder als Bohnenstange. Mark Schwarzer (196 cm) zählt zu dieser Sorte Mensch, die nie zu hören bekommt, dass sie gelenkig sei, dehnbar, drahtig – Modelle von der Sorte Bügelbrett. Hinlegen und geschehen lassen.

Oder: stehen und mal sehen, was passiert. Schwarzer, Spross deutschstämmiger Eltern und insofern eher auf Fußball denn auf Rugby geeicht, genießt unter australischen Teenie-Girls hingegen einen Ruf, der fast Anbetung nahe kommt. Der Mann, seit 1997 beim FC Middlesbrough, ist gerade berühmt für seine athletische wie gymnastische Kunst. Er fängt Bälle, die er – na, die doch gar nicht halten kann. Wie gegen Brasilien oder beim WM-Qualifikationsspiel gegen Uruguay, als er beim Elfmeterschießen zweimal parierte und seinem Land den WM-Ausflug ermöglichte.

Schwarzer, ein Kerl, ein Keeper – und ein Objekt der Sehnsucht. Sicher seiner Segelohren wegen und weil sein Haupthaar oberhalb der Stirn zwar modisch im pürzeligen Stil gekämmt steht, aber doch licht scheint, keine Wuscheligkeit signalisiert, in der es sich zu kraulen lohnte. Seine Beine sind stämmig, ohne stampfig zu wirken, was als Tormann auch eher von Nachteil wäre, seine Arme spinnenmäßig flexibel, seine Abschläge oft gezielt.

Nun, hin und wieder neigt er zu Patzern, aber in dieser Hinsicht ist er ein Geistesbruder Jens Lehmanns, dessen Weg zu Klinsmanns Liebling auch über viele Pannen führte. So auch Schwarzer: Ein leicht cholerischer Kicker, der seinem Coach Guus Hiddink Sorge bereitete – und deshalb gegen Kroatien fehlen musste.

Gegen Italien gilt er aber als unverzichtbar. Schwarzer, der Bier schätzt und dem Vernehmen nach Flirts eher scheu angeht, der auch unter Mannschaftskameraden nicht als röhrende Erscheinung auftritt, ist in dieser Hinsicht ein alternativer Australier, weder Macker noch Mucker, sondern ein kraftstrotzender, wieselflinker Athlet, der Wünsche nach Candle-Light-Dinners bedient und solche nach Spaziergängen am Strand, wenn auch ohne große Erwartungen an sinnierende Gespräche. Ein Händchenhalter sozusagen, ein Mann der traditionellen Art auch, weshalb er gern im Tor steht, denn dort muss er nicht quatschen.

Sollten die Aussies heute gegen Italien ausscheiden, kann es nicht an ihm gelegen haben: Der Tormann, der keine Angst vor dem Elfmeterschießen hat, hat buchstäblich alles getan, um gegen Brasilien nicht unterzugehen. Mehr ist nicht drin. Die vorhandenen Fähigkeiten wird er freilich ausreizen – müssen: Italiens Stürmer, ließ er sich vor Monaten verlauten, lägen ihm am wenigsten. JAN FEDDERSEN

Schwarzer zum Anschauen: Italien – Australien (heute, 17 Uhr)