: Gefahrengebiet Neuwiedenthal
MASSENSCHLÄGEREI Verletzter Polizist muss um ein Auge bangen, Hauptverdächtiger hat sich gestellt. Polizei sieht in dem Video, das einen knüppelnden Polizisten zeigt, keinen Anhaltspunkt für strafbares Verhalten
Zum Gefahrengebiet erklärt hat die Hamburger Polizei am Dienstag den Stadtteil Neuwiedenthal. Damit müssen zu Einsätzen künftig immer mindestens zwei Streifenwagen ausrücken. Zudem können ohne konkreten Verdacht Personenkontrollen vorgenommen werden. Das sind die ersten Konsequenzen aus der Massenschlägerei zwischen Polizisten und Anwohnern, zu der es am Samstagabend am S-Bahnhof der Trabantenstadt kam.
Der 31-jährige Hauptverdächtige hat sich inzwischen gestellt und sitzt in Untersuchungshaft. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen versuchten Totschlags erlassen. Er soll einen 46-jährigen Polizeikommissar durch Tritte ins Gesicht schwer verletzt haben. Der Beamte erlitt einen Schädelbruch und eine Netzhautablösung. Sein Augenlicht soll durch eine Operation gerettet werden.
Auf dem von einem Beteiligten gedrehten Video geht nach Ansicht der Polizei kein Anfangsverdacht für eine strafbare Handlung eines der Polizisten hervor. Zu sehen ist dort, wie ein Beamter auf einen am Boden Liegenden mehrfach mit dem Schlagstock einschlägt. Der Mann habe zuerst zu schlagen versucht, so Polizeisprecher Ralf Meyer. Daraufhin habe der Beamte zur „rechtmäßigen Anwendung unmittelbaren Zwangs“ greifen müssen.
Der Hamburger Senat beschloss am Dienstag die Einsetzung einer Kommission „Gegen Gewalt in der Öffentlichkeit“. Unter Federführung von Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) soll zusammen mit Justiz- und Sozialbehörde „eine Analyse der Situation vorgenommen werden“, kündigte Senatssprecherin Kristin Breuer an. Unter anderem sollen Beratungen mit Sachverständigen stattfinden und Erfahrungen aus anderen Städten ausgewertet werden. Wann mit Ergebnissen zu rechnen ist, ist offen.
Die Ereignisse in Neuwiedenthal werden auf Antrag der Linksfraktion das beherrschende Thema in der Aktuellen Stunde der Bürgerschaft am morgigen Donnerstag sein. SVEN-MICHAEL VEIT