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Archiv-Artikel

USA enttarnen russische Spione

AGENTEN Die elf Verdächtigen sollen für den russischen Geheimdienst FSB gearbeitet haben. Zudem lautet der Vorwurf auf Geldwäsche

AUS MOSKAU KLAUS-HELGE DONATH

Es hört sich an wie das Szenario eines B-Movies aus dem Spionage-Genre. Am Montag enttarnte das FBI in den USA elf Agenten, die seit mehreren Jahren für den russischen Geheimdienst in den USA gearbeitet haben sollen. Zehn der Spione, die in den 1990er Jahren in die USA kamen, wurden dem Haftrichter vorgeführt. Der Chef der FSB-Agenten, alias Christopher Metsos, wurde auf Zypern festgenommen. Gegen alle zehn wurde Anklage wegen des Verdachts auf Agententätigkeit erhoben. Acht Verdächtige müssen sich auch wegen Geldwäsche verantworten.

Die russischen Langzeitspione hatten sich im Nordosten der USA als gewöhnliche US-Bürger getarnt eingerichtet. Sie gingen geregelter Arbeit nach, führten ein unbescholtenes Familienleben oder pflegten, wie Agentin Cinthy Murphy, die Hortensien im Vorgarten ihres Bungalows in Montclair, New Jersey. Die US-Gegenaufklärer hatten die Verdächtigen seit mehreren Jahren überwacht. Vor der Festnahme gaben sich die Ermittler als Mitarbeiter russischer Behörden aus. In einer von der Gegenaufklärung dechiffrierten Botschaft teilt der FSB den US-Residenten mit: „Ihre Ausbildung, Bankkonten, Auto und Haus […] dienen alle einem Ziel: Führen Sie Ihre Hauptaufgabe aus, suchen und entwickeln Sie Kontakte in die politischen Zirkel in den USA.“

Bei der Datenübermittlung nutzten die Agenten auch die ausgefeilteren Methoden der Infoverschlüsselung in Bildern auf frei zugänglichen Websites. Bei der Geldübergabe ging es wieder bodenständig zu. Eine braune Bierflasche in einem Park markierte den Ort, wo Geld verbuddelt war.

Trotz ständiger Versuche fanden die Agenten keine Anstellung im Staatsdienst. Daraufhin hätten sie versucht, Infos „von einflussreichen New Yorker Financiers“ und „engen Freunden von Kabinettsmitgliedern“ über Vorgänge im Weißen Haus zu erhalten, heißt es in der Anklageschrift. Ob der Ring sensibles und geheimes Material auftun konnte, ist bislang nicht bekannt.

Das russische Außenministerium gab sich überrascht. „Die Angelegenheit wurde uns nicht erklärt, ich hoffe, Sie erklären sie uns“, sagte Außenminister Sergej Lawrow. Besonders den Zeitpunkt hielt der Minister für „raffiniert gewählt“. Erst vor wenigen Tagen hatten der Kremlchef Dmitri Medwedjew auf Visite in den USA und Präsident Barack Obama den Erfolg eines Neuanfangs in den bilateralen Beziehungen herausgestrichen.

Russische Beobachter gehen davon aus, dass dieser Fall keinen Einfluss auf die Beziehungen haben wird. Es wurden auch Vermutungen laut, dass es sich um eine von Obama-Gegnern lancierte Provokation gegen den US-Präsidenten handeln könnte.