Ende der Gratiskultur

GEBÜHREN Wer auch künftig noch seine elektronische Post als @bremen.de-Mails verschicken will, muss zahlen. Es fehlt an Sponsoren, um großen Providern wie GMX oder Google Paroli bieten zu können

Im Hintergrund stehen die kostenfreien Angebote großer Dienstleister wie GMX, die eine ähnliche Leistung anbieten – aber kein Geld dafür verlangen

Wer seine Mails mit der Endung @bremen.de verschicken will, muss dafür künftig 1,99 Euro im Monat bezahlen. Das bisher kostenlose Angebot der städtischen Website www.bremen.de wird in der kommenden Woche eingestellt.

Henning Sklorz, der Geschäftsführer der bremen.online GmbH als Betreiber der Homepage begründete diesen Schritt mit fehlendem Sponsoring. Als das Angebot auf Wunsch der Stadt seinerzeit aus der Taufe gehoben wurde, trug der Dienstleister EWE die meisten Kosten dafür. Für die Stadt war das „weitgehend kostenneutral“, sagt Sklorz. Doch nun heißt der Dienstleister Alinto – und der bietet nur noch ein sogenanntes „Premiumkonto“ an, das dafür eine Speicherkapazität von einen Gigabyte hat. Und weder die Stadt noch der Betreiber ihrer Website will die Kosten dafür bezahlen. Im Hintergrund stehen die kostenfreien Angebote großer Dienstleister wie GMX, 1&1 oder Google, die eine ähnliche Leistung wie bremen.de anbieten – aber kein Geld dafür verlangen.

Mehr als 13.000 Bremer BürgerInnen zeigten mit einer @bremen.de-Mailadresse „ihre Verbundenheit mit der Stadt Bremen“, heißt es auf der Homepage – doch viele von ihnen nutzen sie gar nicht. Sklorz geht von 4.800 NutzerInnen aus, die sich nun für das Bezahlmodell oder einen anderen Provider entscheiden müssen. Und der Werbeeffekt einer bremen.de-Mail ist für die Stadt heutzutage eher gering: Mailprogramme zeigen in der Regel nur noch den Namen des Absenders, nicht aber seine komplette Mailadresse – es sei denn, die NutzerInnen stellen explizit anderes ein.

Die Erwartungen an das neue Angebot sind indes nicht groß: Bislang haben sich nur 110 Menschen für das Bezahlmodell entschieden. Erfahrungen aus anderen Städten – Hamburg etwa – zeigten, dass nur etwa fünf Prozent der NutzerInnen bereit seien, für ihre bislang kostenlose Mailadresse zu bezahlen, so Sklorz.

Auch die Uni Bremen hat ein ähnliches und bisher ebenfalls kostenloses Angebot jüngst eingestellt: 24 Euro sind nun pro Jahr für die Nutzung einer Mail-Adresse mit der Endung uni-bremen.de fällig. Studierende und Ehemalige, die ihren Abschluss vor weniger als drei Jahren gemacht haben, zahlen sechs Euro pro Jahr. Bisher durfte sie von ehemaligen Studierenden, die als Alumni organisiert sind, kostenfrei genutzt werden.

Zur Begründung wurdedas gesteigerte Interesse an einer Mitgliedschaft im Alumni-Netzwerk genannt. Doch auch dort mangelt es an UnterstützerInnen – es fehlt an Zuwendungen der Uni sowie an Sponsoren und freiwilligen Förderern. Deshalb müssten nun Mitgliedsbeiträge eingeführt werden.  MNZ