IUB-Zukunft „ein bisschen offen“

Neuer IUB-Präsident will mehr Studien-Anfänger anwerben, Forschung ausbauen und die Privatuni finanziell „auf sicheren Boden“ führen. Dem Science Park misst er nur geringe Bedeutung bei

von Armin Simon

Der neue Präsident der International University Bremen (IUB), Joachim Treusch, hat die Privatuni in Bremen-Grohn gegen die harsche Kritik einer von ihr selbst einberufenen Perspektiven-Kommission verteidigt. Deren Urteil, wonach die IUB „nicht die Möglichkeit hat, aus eigener Kraft zu einer international sichtbaren Forschungsuniversität zu werden“, werde stets falsch interpretiert. „Es gibt keine Uni auf der Welt, die dazu in der Lage ist“, sagte Treusch gestern vor JournalistInnen. Er habe Wilhelm Krull, den Vorsitzenden der Kommission und Geschäftsführer der Volkswagen-Stiftung, darauf hingewiesen, dass die gewählte Formulierung eine „Katastrophe“ sei. Treusch, seit 1990 Leiter des Forschungszentrums Jülich, übernimmt am Samstag das Amt des scheidenden IUB-Präsidenten Fritz Schaumann.

Der Kommissionsbericht, so Treusch, habe lediglich aufgezeigt, in welche Richtung sich die IUB in Zukunft orientieren müsse. Es sei normal, dass in den ersten Aufbaujahren die Forschung etwas hintenan gestanden habe. Nun müsse man das Graduate- und Postdoc-Studium mehr in den Vordergrund rücken. Zugleich solle „so schnell wie möglich“ ein viertes Wohnheim auf dem Campus entstehen, um die Zahl der – zahlenden – „undergraduate“-Studierenden von derzeit gut 600 auf 850 zu erhöhen.

Ignorieren will Treusch indes die Empfehlung der Perspektiven-Kommission, mehr für das Deutsch der ausländischen Studierenden zu tun, damit diese nach ihrem Abschluss nicht sofort wieder ins Ausland abwanderten. Verpflichtende Deutschkurse werde man „mit Sicherheit nicht“ einführen, kündigte er an, Deutsch als Prüfungsfach sei „unvorstellbar“.

Treuschs Vorgänger Schaumann wechselt zur Kunststiftung Nordrhein-Westfalen, bleibt der IUB aber als Berater des Aufsichtsrats erhalten. Von der Bremer Politik sei er in den siebeneinhalb Jahren „nur an einem Punkt enttäuscht“ worden: beim gescheiterten Bau des Science Parks auf dem Oeversberg. Der Erlös aus dem Verkauf der Edel-Grundstücke in exklusiver Lage hoch über der Lesum wäre der IUB zugute gekommen. Eine Bürgerinitiative hatte gegen die Bebauung des Naherholungs- und Sportgeländes protestiert, SPD und CDU bliesen das Vorhaben daraufhin ab. Der Science Park soll nun nördlich der IUB entstehen, wo die Stadt in diesen Tagen mit dem Abbruch des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Grohner Fliesen begonnen hat. Treusch will das Projekt „Science Park“ im Gegensatz zu seinem Vorgänger jedoch nur „relativ entspannt angehen“, „in ein bis zwei Jahren“. Vorher gebe es „genug anderes zu tun“.

An dem von ihm einst ausgegebenen Ziel, einen Kapitalstock aufzubauen, dessen Zinsertrag die Hälfte der laufenden Kosten des Universitätsbetriebs decken könne, will Schaumann keine Abstriche machen. „Nur das Erreichen eines solchen macht eine private Uni unabhängig“, schrieb er seinem Nachfolger ins Stammbuch. Derzeit hat die IUB rund 80 Millionen Euro auf der hohen Kante. Geplant waren und benötigt würden mit 250 Millionen Euro aber mehr als dreimal so viel. Man sei „optimistisch auf dem Weg dahin“, so Fritz Schaumann.

Treusch gab an, die IUB in den nächsten fünf Jahren „auf sicheren Boden stellen“ zu wollen. Wie viel Geld er bis 2011 also zusammenhaben wolle? „Die Zukunft hat immer die Schwierigkeit, dass alles ein bisschen offen ist.“

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