: Dombau zu Hamburg eine Nummer kleiner
Nach heftigen Debatten beschließt Bürgerschaft die Reduzierung des Neubaus auf dem Domplatz
Der umstrittene gläserne Neubau auf dem Domplatz wird deutlich kleiner ausfallen, als geplant. Das beschloss die Bürgerschaft gestern nach mehr als einstündiger kontroverser Debatte. Der bisweilen heftig geführte verbale Schlagabtausch ließ aber Raum für Kompromisse: Einzelnen Punkten des CDU-Antrages stimmte auch die rot-grüne Opposition zu. Das „Bauvolumen zu reduzieren ist okay“, deutete Bausenator Michael Freytag (CDU) nach der wochenlangen öffentlichen Kritik an dem Entwurf Kompromissbereitschaft an.
Insbesondere auf Büroräume für die über die Stadt verstreuten Abgeordneten wird nun verzichtet, ebenso auf den Umzug der Bürgerschaftskanzlei vom Rathaus an den Domplatz. Dadurch lässt sich der sechsstöckige Glaspalast eine Nummer kleiner machen, auch die Überbauung der Domstraße ist eventuell nicht mehr notwendig.
Am Prinzip aber wollten Senator Freytag und die CDU-Fraktion nicht rütteln lassen: Einen neuen Architekten-Wettbewerb, den SPD und GAL forderten, wird es nicht geben. Das Büro Auer + Weber soll seinen Entwurf überarbeiten und im Herbst neu präsentieren. „Damit kommen wir Ihnen weit entgegen“, erklärte Hans-Detlef Roock (CDU) der Opposition – das müsse reichen.
Vor allem die SPD aber hielt ihre grundsätzliche Kritik an „Oles Lampenladen“ – so der Abgeordnete Werner Dobritz unter Anspielung auf den DDR-Palast der Republik – aufrecht. Den „fehlenden Bezug zur Umgebung“ bemängelte Jan Quast (SPD) ebenso wie die „unsägliche Ästhetik“. Eine Neuplanung müsse her. Zudem ist nach Ansicht der SPD wie auch der GAL eine Änderung des Finanzierungskonzept erforderlich: Der Bau soll nämlich privat finanziert werden und nach 20 Jahren vom Investor als Bürogebäude genutzt werden können. Eben dies führe „logisch zu einem billigen, beliebigen, drittverwertbaren Bürogebäude“, meinte GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch. Ihr Fraktionskollege Claudius Lieven wies darauf hin, dass der Senat „30 Millionen Euro für das private Tamm-Museum ausgibt, aber 0 Euro für den Domplatz“. Da zeige sich die „Ignoranz“ gegenüber der Gestaltung des Platzes. Bei der Elbphilharmonie gebe es eine „vorbildliche Verbindung von Tradition und Moderne“, so Lieven, „auf dem Domplatz aber wird Schindluder getrieben“.
Freytag und Roock warfen der Opposition vor, „den Konsens aufzukündigen“. Der Entwurf sei schließlich seit über einem halben Jahr bekannt. Wenn SPD und GAL sich jetzt „aus der Verantwortung stehlen“ wollten, so Freytag, „dann ist das Heldentum nach Ladenschluss“. SVEN-MICHAEL VEIT