: Eviva Espana – bis zum nächsten Mal
Nach Spaniens WM-Aus gibt nur Trainer Aragones den schlechten Verlierer. Sein Team freut sich schon auf die EM
BERLIN taz ■ „Ich fühle mich schrecklich“, meinte ein völlig frustrierter Cesc Fabregas nach dem Ausscheiden gegen Frankreich, „jetzt fahren wir als Verlierer nach Hause“. Für den jungen Mittelfeldspieler war es das erste große Turnier mit der spanischen Nationalmannschaft. Jetzt, nach dem 1:3, weiß er, wie es sich anfühlt, als Mitfavorit in eine WM zu starten und doch frühzeitig abreisen zu müssen.
Sein Mannschaftskapitän, Raul, kennt das Gefühl schon seit der WM 1998 in Frankreich. Auch damals kehrte er als Verlierer zurück. Vor vier Jahren zog er mit Spanien immerhin ins Viertelfinale ein. Doch auch 2002 hat er nur als Schmach empfunden. Und nun kehrt er wieder ohne gute Erinnerungen an eine WM zurück in die Heimat. Immerhin durfte Raul an seinem 29. Geburtstag noch einmal in der Anfangsformation spielen. Trainer Luis Aragones setzte wohl auf seine Erfahrung. Aber Raul, dessen beste Jahre lange zurück zu liegen scheinen, fehlten die Ideen. „Wir haben alles daran gesetzt, sie zu schlagen, trotzdem hatten wir kaum Chancen“, sagte er. Zu wach war das französische Mittelfeld in der Defensive.
Obwohl der Ball lang und teilweise gut in den Reihen der Spanier lief, wollten sie nicht so recht vorwärts kommen. Immer wieder mussten sie das Spiel von neuem über die Abwehrreihen aufbauen. Xabi Alonso, dessen Lauf- und Passspiel bisher überzeugend gewesen war, kurbelte bis zum Ausgleich der Franzosen immer wieder das Spiel an. Trotz weniger Chancen wirkten die Spanier ausgesprochen selbstbewusst. Nach der Führung durch den Strafstoß von David Villa (28.) liefen sie gar mit breiter Brust über das Feld.
Aus der breiten spanischen Brust wurde schließlich Arroganz – die das Spiel der Spanier nach dem Ausgleich von Franck Ribéry (41.) zusammenbrechen ließ. „Das Tor hat uns schwer getroffen“, meinte Alonso. Natürlich wurden die Spieler gefragt, ob die Angst vor einem erneuten frühen Ausscheiden bei einem großen Turnier das Spiel vor allem in der zweiten Halbzeit gelähmt habe. Das wollte so niemand zugeben.
Trotzig formulierten die Spanier stattdessen neue Ziele. Denn die Mannschaft hat Perspektive. Noch nie ist ein so junges spanisches Team bei einem WM-Turnier angetreten. Jetzt hoffen alle auf die EM 2008. Auch Raul. Der will unbedingt noch einmal dabei sein. „Das ist dann wahrscheinlich mein letztes Turnier“, sagte er. Ob Luis Aragones bei der EM in Österreich und die Schweiz die Spanier trainieren wird, ist noch unklar. Ihn scheint die Niederlage besonders hart getroffen zu haben. „Das Ergebnis spiegelt den Spielverlauf nicht wider“, sagte er, der italienische Schiedsrichter Roberto Rosetti „hat uns zu oft bestraft.“ Seine Spieler waren bessere Verlierer. Sie sprachen durchweg von einem verdienten Sieg der Franzosen. „Wir können erhobenen Hauptes nach Hause fahren“, sagte der diesmal blasse Stürmer Fernando Torres, man habe alles gegeben. Großen Ärger erwartet die Mannschaft wahrscheinlich ohnehin nicht. Kummer mit der Nationalmannschaft ist man gewohnt in Spanien.
ANDREAS RÜTTENAUER