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Archiv-Artikel

Im Westen singt es sich nicht schlecht

STAATSOPER-SANIERUNG

Stardirigent Daniel Barenboim und seine Sänger werden jetzt wohl noch häufiger gefragt werden: „Sagt mal, wann tretet ihr wieder in der Staatsoper Unter den Linden auf? Ist die Sanierung dort endlich fertig oder was? Hört das Singen im Ausweichquartier Schillertheater nicht bald auf?“

Der Grund ist, dass Anfang der Woche Berlins Regierender Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) bekanntgab, dass es (wie beim Flughafen BER) für das berühmte Opernhaus keinen klaren Fertigstellungstermin mehr gibt. Weil die Sanierungs- und Umbauarbeiten auf der Riesenbaustelle „komplex und kompliziert sind“, verzögert sich die 2015 anvisierte Eröffnung. Vielleicht wird es 2016, 2017 oder noch später, wie die Opposition schäumt. Der Termin ist offen. Die aktuellen Kosten von 290 Millionen Euro übrigens auch. By the way: 2013 war der Start in die neue Spielzeit des Knobelsdorff-Baus aus dem Jahr 1748 geplant.

Dass sich die Großbaustellen Berlins (Museumsinsel, Staatsbibliothek, BER) verzögern und verteuern, bleibt ein handfester Skandal. Für den Bau des Humboldtforums lässt dies das Schlimmste befürchten. Gibt es denn niemand mehr in der Bauverwaltung, der Planungen und Etats stemmen kann? Oder ist das den Beamten gleichgültig, ist es doch nicht ihr Geld, das verbrannt wird?

Man kann den Verantwortlichen auf der Staatsoper-Baustelle zugute halten, dass das Opernhaus so marode und vom Grundwasser unterschwemmt war, dass der Wiederaufbau der Barockruine eine Qual ist. Der Abriss und ein Neubau wären sicherlich besser gewesen. Ärgerlich ist auch, dass nun eine weitere Baustelle ins Nichts fährt, wo doch Termine und Kosten eigentlich zu kontrollieren wären. Dass die Freunde der Berliner Staatsoper über den längeren Verbleib von Barenboim im Schillertheater jammern, ist vielleicht das geringste Problem. Dort singt es sich doch nicht schlecht. ROLF LAUTENSCHLÄGER