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Archiv-Artikel

Der Präsident, die Königin und die „privaten“ Glitzergaben

KONGO Belgiens Königin Paola ließ sich in Kinshasa Diamanten schenken. Jetzt fühlt sie sich „unwohl“

BRÜSSEL/BERLIN taz | Der Staatsbesuch des belgischen Königspaares in der Demokratischen Republik Kongo zum 50. Unabhängigkeitstag am 30. Juni war historisch, aber er bleibt den beiden nicht unbedingt in guter Erinnerung. Das Blatt Paris Match hat ein Foto von Königin Paola mit ihren Geschenken veröffentlicht, die sie von Kongos Präsident Joseph Kabila entgegennahm: ein Collier, Ohrringe, ein Armband, alles aus Diamanten und anderen Edelsteinen.

„Die Königin fühlt sich sichtlich unwohl“, stand unter dem Bild, das Paola neben König Albert II. sowie Kongos Präsidentenehepaar Joseph Kabila und Olive Lembe zeigt. Belgiens Medien fallen genüsslich darüber her. „Nach den Diamanten Bokassas jetzt die Diamanten Kabilas“, schrieb die Zeitung La Libre Belgique, die eigentlich königstreu ist. Ein kompromittierendes Diamantengeschenk von Jean-Bédel Bokassa, „Kaiser“ der Zentralafrikanischen Republik in den 70er Jahren, hatte damals das Karriereende des französischen Präsidenten Valéry Giscard d’Estaing beschleunigt.

Kongo ist eines der ärmsten Länder der Welt, 70 Prozent seiner rund 60 Millionen Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze. Die Diamantenförderung des Landes liegt dank des faktischen Bankrotts des staatlichen Förderers Miba (Minière du Bakwanga) am Boden und wird hauptsächlich von illegal arbeitenden Schürfern geleistet. Vieles davon wird außer Landes geschmuggelt, sodass die Einnahmen des Landes aus dem Diamantenexport viel niedriger sind, als sie sein müssten: ganze 552 Millionen Dollar im Jahr 2008 gegenüber 895 Millionen vier Jahre zuvor, nach den Zahlen des internationalen Diamantenhandelssystems „Kimberley Process“. Die 552 Millionen Dollar entsprachen einem Exportvolumen von knapp 21,3 Millionen Karat. Zum Vergleich: Kanada exportierte lediglich 16,5 Millionen Karat – und nahm daraus 2,4 Milliarden Dollar ein. Kongos Diamanten sind somit ein Sinnbild für all das, was in der Wirtschaft des Landes nicht funktioniert.

Der belgische Königspalast will die Diamanten nicht kommentieren, da es sich um ein „privates Geschenk“ handele – das ist Kommentar genug. Belgiens Premierminister Yves Leterme hat seine Kritik verklausuliert. Das Geld, das für das pompöse Unabhängigkeitsdefilée unter den Augen des Königs in Kinshasa ausgegeben wurde, hätte eher der Verbesserung der Lebensumstände der Kongolesen dienen können, sagte er.

FRANÇOIS MISSER, DOMINIC JOHNSON