: Lebendige Debatte über toten Salzstock
GORLEBEN Geologe bezweifelt Eignung als Lager für Atommüll. Regierung hält Erkundung für richtig
Der Kieler Geologe Klaus Duphorn hat große Zweifel an der Eignung von Gorleben als Atommülllagerstandort. „Für mich ist der Salzstock tot“, sagte er gestern bei der Vernehmung im Bundestags-Untersuchungsausschuss zu Gorleben. Die Untersuchungen mit Bohrungen von Ende der 1970er Jahre bis Anfang der 1980er Jahre hätten Risiken für die Salzstruktur etwa durch Wasser ergeben. Er habe damals gefordert, andere Standorte alternativ zu erkunden.
Alternativen kein Thema
Ex-Innenstaatssekretär August Hanning – damals Ministerialbeamter im Kanzleramt – sagte nach Teilnehmerangaben, die Frage nach Alternativen habe sich nicht gestellt, weil kein Bundesland dazu bereit gewesen sei.
Duphorn, auch das gaben Ausschussteilnehmer an, habe der damaligen SPD-geführten Bundesregierung vorgeworfen, ihm 1982 keine neuen Verträge mehr bewilligt zu haben, weil seine Forschungsergebnisse nicht gepasst hätten. Dagegen habe er die Aufnahme der untertägigen Erkundung des Salzstockes Gorleben 1983 als richtig bezeichnet.
Die Berliner Regierungskoalition hält die Entscheidung für die Erkundung des niedersächsischen Salzstockes 1983 bis heute für einwandfrei. Dagegen vermutet die Opposition, dass die Entscheidung wissenschaftlich nicht abgesichert und politisch motiviert war. Union und FDP wollen den Salzstock weiter erkunden. Die SPD sieht indes eine politische Einflussnahme auf die Standortwahl unter der CDU-geführten Regierung unter Helmut Kohl 1983. (dpa)