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Archiv-Artikel

Kuriose Anreize

Bertelsmann-Stiftung: Im Gesundheitssystem herrscht organisierte Verantwortungslosigkeit

GÜTERSLOH dpa/taz ■ Nach monatelangem Streit der Koalition über eine Gesundheitsreform hat die Bertelsmann-Stiftung spürbare Veränderungen und mehr Gesamtverantwortung im Gesundheitssystem angemahnt. „Es fehlen Akteure, die eine Gesamtverantwortung für die Gesundheitsversorgung der Patienten übernehmen, insbesondere für die schwächsten Patienten wie Kinder, Ältere und chronisch kranke Menschen“, so Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Stiftung. „Weil niemand die Fäden für ihre Genesung in der Hand hält, erleben sie und ihre Familienangehörigen eine Odyssee durch das System.“

Die Stiftung sprach sich daher für einen so genannten „Generalunternehmer Gesundheit“ aus. „Die Bezeichnung ist ein Synonym für mehr Gesamtverantwortung im Gesundheitswesen“, erklärte Mohn. Es könne ganz unterschiedliche Versorgungsmodelle geben. „Wichtig ist nur, dass jemand für den gesamten Versorgungsprozess verantwortlich zeichnet“, sagte sie. „Damit wäre er für die Versicherten der Ansprechpartner Nummer Eins.“ Dass dies gelinge, zeige sich etwa in Spanien oder den USA. „Von den Modellen in diesen Ländern können wir noch sehr viel lernen“, so die Tochter des Bertelsmann-Firmenpatriarchen Reinhard Mohn.

Zwar werden die Kosten für die Gesundheit angesichts der alternden Bevölkerung weiter steigen. Bei besseren Versorgungsstrukturen könnten die Ausgaben aber zumindest mittelfristig sinken. In Deutschland gebe es einige kuriose Anreize. „Man verdient weder an der Gesunderhaltung der Gesunden noch an einer qualitätsorientierten Versorgung der Kranken, die Kosten spart“. Für deutsche Krankenhäuser sei es eine Katastrophe, wenn sie plötzlich weniger Patienten als geplant behandeln könnten.