Erfolgreich vertaktet

Regionalbahn „Metronom“ steigert Fahrgastzahl zwischen Bremen, Hamburg und Uelzen um 50 Prozent. Die Deutsche Bahn, die die Strecke vorher betrieben hat, reagiert verschnupft

von GERNOT KNÖDLER

Der „Metronom“ ist ein Erfolgsmodell: Ende 2003 übernahmen die blau-gelben Doppelstockwagen den schnellen Regionalverkehr zwischen Bremen, Hamburg und Uelzen von der Deutschen Bahn. Bereits im zweiten Jahr war die Strecke um 50 Prozent besser ausgelastet als der Regionalexpress, der hier früher über die Fluren düste. Wie das geschehen konnte? – „Sicherheit und Sauberkeit stimmen einfach“, glaubt Wolf Gorka, Geschäftsführer der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG). „Das ist eine generelle Tendenz im Schienenpersonennahverkehr“, behauptet dagegen Holger Bajohra, Sprecher der Deutschen Bahn in Niedersachsen.

Die LNVG hat die Strecke Bremen – Hamburg – Uelzen nach einer öffentlichen Ausschreibung an Metronom vergeben. Die Eisenbahngesellschaft ist 2002 als Gemeinschaftsunternehmen der Osthannoverschen Eisenbahnen (OHE), der Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (EVB), der Hamburger Hochbahn und der Bremer Straßenbahn (BSAG) gegründet worden.

Eine von der LNVG in Auftrag gegebene Fahrgastzählung ermittelte 2003 – dem letzten Jahr der Bahn – 393 Millionen Personenkilometer. Dazu wird die Zahl der Fahrgäste mit den Kilometern multipliziert, die sie zurückgelegt haben. Unter der Regie von Metronom waren es zwei Jahre später 590 Millionen Kilometer.

Der Erfolg des Metronom „ist sicherlich auf die moderneren Fahrzeuge, den besseren Service und die höhere Geschwindigkeit zurückzuführen“, sagt Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband „Pro Bahn“. LNVG-Chef Gorka nennt außerdem die höhere Zahl der Sitzplätze, die Klimatisierung und Federung der Wagen, sowie die Bistros und Fahrradabteile in den Zügen.

Bahnsprecher Bajohra will sich zunächst nicht auf einen Vergleich einlassen. „Wir kommentieren die Zahlen von Metronom nicht“, sagt er. Ohne einzelne präzise Werte sei das ein Vergleich wie der von Äpfeln mit Birnen. Auch sei die Strecke Hamburg – Göttingen früher nicht durchgehend befahren worden. In die Erhebung der LNVG ging diese Neuerung allerdings auch gar nicht ein: Nach Göttingen fährt der Metronom erst seit Dezember vergangenen Jahres.

Die Rahmenbedingungen für den Schienenverkehr seien zurzeit allgemein günstig, sagt Bajohra. Der hohe Benzinpreis und die modernen Waggons lockten zunehmend Pendler in die Züge, die durch Angebote wie das Niedersachsen-Ticket auch für Ausflügler attraktiv seien. Die Auslastung der Intercity-Züge zwischen Hamburg und Bremen sei trotz des Metronom konstant geblieben. Im Regionalverkehr könne auch die Bahn teils starke Zuwächse verzeichnen. So habe die Zahl der Reisenden zwischen Hameln und Hannover um 48 Prozent zugenommen, seit man auf dieser Strecke nicht mehr umsteigen muss.

„In der Regel steigen die Fahrgastzahlen, wenn sich etwas neues getan hat auf der Strecke“, sagt Kerstin Alhorn, Pressesprecherin der LNVG. Im Teilnetz Weser-Ems etwa sei die Bahn kurz davor gewesen, einige Strecken aufzugeben. Im Jahr 2000 habe die Nordwest-Bahn dort den Betrieb übernommen. Auf manchen Strecken seien heute mehr als dreimal soviele Fahrgäste unterwegs als damals. Bei der Weser-Lammetal-Bahn (Region Hildesheim) seien im Sommer 2004, ein halbes Jahr nach der Übernahme der Strecke, 23 Prozent mehr Fahrgäste ermittelt worden. Das nächste Mal werde im kommenden September gezählt.

Die LNVG hat bis dato gut ein Drittel des regionalen Schienenverkehrs über Wettbewerbe an verschiedene Unternehmen vergeben. Keine dieser Ausschreibungen hat die Bahn gewonnen.