: Das Tatmotiv blieb auf der Strecke
Warum ein 33-Jähriger in die Menschenmenge auf der Fanmeile fuhr, ist weiter unklar. Laut Staatsanwaltschaft ist er offenbar nur vermindert schuldfähig. Der Mann muss nun mit einer Anklage wegen versuchten Mordes rechnen
Nach der Amokfahrt auf der Fanmeile ist der Täter in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen worden. Wie die Staatsanwaltschaft gestern mitteilte, erließ der Ermittlungsrichter einen Unterbringungsbefehl wegen versuchten Mordes, gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und gefährlicher Körperverletzung. Den Angaben zufolge ist der 33-Jährige offenbar nur vermindert schuldfähig. Laut Staatsanwaltschaft konnte der Mann zum Tathergang bislang keine Angaben machen, da er glaubte, lediglich an einem Vorfall in der U-Bahn beteiligt gewesen zu sein.
Am Sonntagnachmittag war der Deutsche indischer Abstammung mit einem VW Polo auf Höhe des Brandenburger Tors auf die Fanmeile gefahren und hatte dabei insgesamt 26 Menschen zumeist leicht verletzt. Die 55-jährige Mutter des Fahrers, die mit im Auto saß, wurde mittlerweile wieder auf freien Fuß gesetzt.
„Zum Glück ist niemand ernsthaft zu Schaden gekommen“, sagte Polizeisprecher Bernhard Schodrowski. Das Motiv des Täters liege noch vollkommen im Dunkeln. Der Mann werde derzeit von Kollegen der Mordkommission verhört. Das WM-Sicherheitskonzept werde aber trotz der Amokfahrt nicht geändert. Die bisherigen Erfahrungen der Einsatzkräfte seien gut.
Die WM-Organisatoren bedauerten die Amokfahrt auf der Fanmeile. „Ich glaube, dass das ein Einzelfall war“, sagte der Sprecher des Organisationskomitees, Gerd Graus. Wenn so etwas passiere, nehme das alle mit, weil man auch darüber nachdenke, ob etwas Ähnliches noch einmal passieren könnte, sagte Graus. Fifa und OK seien jedoch nicht für die Sicherheit verantwortlich, sondern die Betreiber der Fanfeste, meistens also die Städte.
Trotz des Vorfalls soll die Fanmeile im Tiergarten zum heutigen Halbfinalspiel des deutschen Teams gegen Italien und zum Finale am Sonntag wie geplant erweitert werden. „Daran halten wir fest“, sagte eine Senatssprecherin. Bei den jüngsten Spielen des deutschen Teams war das Fanfest überfüllt. Rund 750.000 Menschen drängten sich nach Veranstalterangaben auf dem zwei Kilometer langen Areal zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule. Heute sollen dort 900.000 Menschen Platz finden. Auch die Zahl der Großbildleinwände wird von neun auf elf erhöht.
Dafür muss mit dem Großen Stern einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Hauptstadt vorübergehend gesperrt werden. Um den erwarteten Ansturm der Fans bewältigen zu können, wird das Deutsche Rote Kreuz deutlich mehr Helfer auf der Fanmeile einsetzen. Wegen der Erweiterung des Fanfestes werde es erstmals eine sechste DRK-Unfallhilfsstelle am Großen Stern auf Höhe des Bismarck-Denkmals geben. Beim Viertelfinalspiel Deutschland – Argentinien hätten 210 freiwillige Sanitäter in 450 Fällen Erste Hilfe geleistet. AP