Kunstrundgang
: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

General Idea II: Magi© Bullet, Early Works (1968–1975), bis 29. Juli, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Linienstr. 85

Nach der Retrospektive der kanadischen Künstlergruppe General Idea Anfang des Jahres im Münchner Kunstverein sind nun auch in Berlin Dokumentationen, Installationen und Editionen vom Ende der 60er bis 1995 zu sehen. Bereits mit ihren ersten Aktivitäten 1968 entwickelten AA Bronson, Felix Partz und Jorge Zontal die Idee zu einem eigenen Shop, der in ihrer kritischen Auseinandersetzung mit künstlerischer Produktion herrührte und ihnen eine schnelle Verbreitung gesellschaftspolitischer Fragestellungen und Kommentare ermöglichte. Sie entwickelten seriell produzierte Waren, die sowohl an Museen wie auch in den eigenen „Boutiquen“ verkauft wurden. Später sollte die Arbeit mit Massenmedien dies rasant beschleunigen. Die Techniken, mit denen General Idea ihre Reflexionen veranschaulichten, reichten von Performances bis zu Fernsehen- und Videoproduktionen. Der Begriff des „Glamour“ nahm bei General Idea einen besonderen Schwerpunkt ein. Glamour stand als Charakter der Kunstshow und für die Frage nach der Künstlichkeit der Kultur. Pflegte Warhol noch seinen Kokon der Unantastbarkeit, präsentierten sich General Idea selbstironisch als Pudel, also als dressierte Künstler. Was in den, das LIFE-Magazin karikierend, durchaus ernst gemeinten FILE-Magazinen nachzuvollziehen ist, die zwischen 1972 und 1989 entstanden: Ein Glamourblatt für Homosexuelle und FetischliebhaberInnen.Aus dem berühmten „LOVE“-Gemälde Robert Indianas aus rot-blau-grünen Buchstaben entwickelten sie um 1990 das AIDS-Quadrat, das schon recht bald auf der wohl berühmtesten Leuchtschriftwand der Welt am New Yorker Times Square seinen Platz fand. Heute, 12 Jahre nach dem Aids-Tod Felix Partzs und Jorge Zontals, bietet es den Hintergrund der Retrospektive in der großen Halle der KW.

General Idea I: Edition 1967–1995, bis 20. August, Di.–So. 12–19, Do. bis 21 Uhr, Auguststr. 69