: Dr. Stahl macht Kasse
Landgericht: Viereinhalb Jahre Haft für einen 39-Jährigen, der die Arbeitsagentur um 150.000 Euro geprellt hatte
Ein Erfurter Geschäftsmann ist gestern wegen betrügerischer Arbeitsvermittlung im großen Stil vom Landgericht zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der 39-jährige Inhaber einer Personalvermittlungsagentur hatte 2004 bundesweit rund 500 Arbeitslose in einer von ihm betriebenen Scheinfirma angestellt, um von der Bundesagentur für Arbeit die Vermittlungsprovision zu kassieren.
Die Staatsanwaltschaft sprach von einem Gesamtschaden von rund 1 Million Euro, der durch nicht gezahlte Löhne und erschlichene Provisionszahlungen entstanden sei. Der Angeklagte habe auf übelste Weise Langzeitarbeitslose ausgenutzt. Anhand der bei den Arbeitsämtern vorgelegten Vermittlungsgutscheine der Betroffenen waren 1.000 Euro pro vermittelten Arbeitnehmer gezahlt worden. Die Bundesagentur wurde dadurch um 152.000 Euro geprellt.
Die von dem Angeklagten gegründete Scheinfirma mit dem Namen „Institut für Marktanalyse“ hatte ihren Sitz in Schöneberg. Unter dem erfundenen Namen „Dr. Stahl“ mietete der 39-Jährige Büroräume an und warb bei Informationsveranstaltungen Mitarbeiter für eine Umfragetätigkeit im Außendienst an. Im Arbeitsvertrag wurde ein Lohn von 1.700 Euro versprochen, aber nie gezahlt. Als Motiv nannte der geständige Angeklagte Schulden aus früheren Tätigkeiten.
Gegen einen 30-jährigen Mitangeklagten wurde wegen Beihilfe zum Betrug eine Geldstrafe von 3.500 Euro verhängt. Er hatte, so der Staatsanwalt, für einen „kurzen Auftritt in Berlin“ als Geschäftsführer „Dr. Stahl“ 5.000 Euro kassiert. DDP