Badewanne mit Blick zum Himmel

Der Rohbau des Hotels im Schanzenturm ist fertig. Das Flair des Industriedenkmals kommt nur in den unteren Geschossen zum Tragen, nicht in den Hotelzimmern

von GERNOT KNÖDLER

Aus dem Wasserturm im Sternschanzenpark ein Hotel zu machen, ist keine einfache Aufgabe. Um Zugänge im Untergeschoss zu schaffen, sägten die Arbeiter einen mannshohen Block aus der Wand – nur um festzustellen, dass sie den 15-Tonnen-Quader nicht herausschieben konnten. Schließlich sprengten sie das Ding, wie Projektleiter Jürgen Klein erzählt.

Der Rohbau des Mövenpick-Hotels ist fertig. Mit dem Innenausbau, der im Frühjahr 2007 abgeschlossen sein soll, wurde begonnen. Der Einblick, den die Projektentwicklerin „Patrizia Immobilien“ gestern bei einer Besichtigung gewährte, offenbarte auch an anderen Stellen die Tücken des Projekts: Wer drin ist, merkt auf den meisten Etagen nicht, dass er sich in einem historischen Bauwerk befindet.

Der 100 Jahre alte Wasserturm steht in einem 50 Jahre älteren Reservoir, das ebenfalls der Wasserversorgung diente. Um ihn in ein Hotel umzuwandeln, wurde der Turm seines Dachs und seiner Wasserbehälter beraubt. Im Inneren ließ die Patrizia einen Kern mit Treppen und Aufzügen bauen, ab etwa der halben Höhe auch eine stabile zweite Wand hinter der Fassade.

Letzteres war nötig, weil der obere Teil des Turms nur aus ausgemauertem Stahlfachwerk bestand: Ziegel in einem Stahlgerüst, das verhinderte, dass dieser Teil des Turms vom Wind umgeblasen wurde. „Dieser Stahl war weitgehend verdorben“, sagt Projektleiter Klein. Das zerfressene Fachwerk werde zwar erhalten und mit Rostschutz versehen, doch stabilisiert werde der Turm jetzt vom Neubau.

In einem 1-A-Zustand ist dagegen das alte Wasserreservoir mit seinem präzise gemauerten Kreuzgewölbe und einem Wald aus quadratischen Säulen. Hierher gelangt man vom Foyer an der Straße Sternschanze über zwei aneinander anschließende Rolltreppen. Im Säulenwald wird der Empfang sein und die Lobby mit einer Bar, außerdem Konferenzräume. Durch große Glaspyramiden über den Ecken des quadratischen Reservoirs fällt Tageslicht in einen Teil der Etage. Wer hier tagt und wartet, wird das Treppen-Fundament des Wasserturms zwischen den Säulen erkennen können.

Der Weg nach oben führt über Aufzüge für die betuchte Kundschaft bis hinauf auf Ebene 20 in die beiden Maisonette-Suiten mit einer offenen zweiten Ebene. Jeder Ebene ist ein durchgehendes Fensterband im Turmhelm zugeordnet. Wer auf der oberen in der Badewanne sitzt, wird aber nur den Himmel sehen können, denn auf Augenhöhe versperrt Dachblech die Sicht. Wer aufsteht, sieht ganz Hamburg.

Weiter unten, ebenfalls noch im Turmhelm, gibt es auf drei Etagen weitere Edelzimmer und -suiten. Hinter den Mauern des Turms sind die Zimmer wie Tortenstücke angeordnet. Dass die Fenster aus Respekt vor der historischen Fassade klein gehalten wurden, versuchen die Architekten durch Spiegel auszugleichen. Vom Mauerwerk der alten Wände ist auch in den unteren Etagen nichts zu sehen. Nur der merkwürdige Grundriss der Zimmer gibt einen Hinweis darauf, dass man sich in einem Ausnahme-Bauwerk befindet.

Die Zimmerfenster können geöffnet werden, müssen aber nicht, weil das Hotel automatisch belüftet wird. Geheizt und gekühlt wird konventionell mit Wasser. Eine Klimaanlage gibt es nur für die Räume unter dem heißen Blechdach.

Wen der Lärm des Freiluftkinos im Schanzenpark stört, der könnte einfach das Fenster geschlossen halten. Wegen der vermuteten Störung will Mövenpick nur noch an wenigen Tagen Kino zulassen – so wenige, dass es sich nicht lohnt. Das Bezirksamt Eimsbüttel will in diesem Sommer die Schallbelastung durch das Kino errechnen lassen. Außerdem verhandelt es mit Mövenpick über eine Schallmessung in ausgestatteten Zimmern. „Die Ergebnisse werden im September vorliegen“, sagt Rolf Schuster vom Bezirksamt. In diesem Sommer gibt es jedenfalls wieder das Freiluftkino. Am 20. Juli geht‘s los.