: Privatsphäre for sale
USA Die Gläubiger des Schwulenmagazins „XY“ wollen Daten verkaufen
Wer schwul ist und jung, hat es nicht einfach – zu den Problemen der Pubertät kommt auch die Angst vor und die Sehnsucht nach dem Coming-out. Das amerikanische XY Magazine versuchte 13 Jahre lang, dieser Zielgruppe ein Ratgeber zu sein – mit Aufklärung, aber auch mit kulturellen und politischen Aspekten, Fotos und Kommentaren. Auf der Website xy.com war auch Onlinedating möglich.
Sowohl beim Magazin als auch im Internet versuchte XY, die Privatsphäre seiner Leser zu wahren – so wurde das Magazin beispielsweise blickdicht versendet. Was anfangs ein großer Erfolg war, musste 2009 jedoch eingestellt werden – zu wenige Leser, zu wenige Anzeigenkunden. Und nun stellt sich die Frage, was mit den sensiblen Kundendaten passiert.
Die Gläubiger von XY würden nämlich am liebsten dieses letzte große „Asset“ des Schwulenmagazins zu Geld machen – insgesamt eine Million Nutzer hatten sich auf xy.com registriert. Auch unabhängig von der sensiblen Nutzergruppe ist der Verkauf großer Kundendatenbanken umstritten. Zwar sind solche Deals in den USA, wo die Datenschutzstandards generell schlechter sind als in Europa, einfacher möglich. Doch im Fall XY schreitet nun die amerikanische Handelsaufsicht FTC ein: Sie erklärte den Gläubigern, dass der Verkauf der Datenbank „womöglich gegen Bundesrecht“ verstößt. Der Blogger Curt Hopkins hofft, dass die FTC sich durchsetzt: „Der Verkauf privater Informationen, die unter der Annahme des Schutzes der Privatsphäre gesammelt wurden, ist schon schlimm genug.“
Tatsächlich gab XY gegenüber seinen Lesern stets an, dass man deren Daten „niemals an Dritte verkaufen“ werde. Genau auf dieses Versprechen beruft sich die FTC nun: Auch die Gläubiger müssten sich daran halten. Noch ist unklar, wie sie reagieren werden. Eine Anwältin teilte mit, dass „alles Eigentum im Insolvenzantrag“ zu den Dingen gehöre, die man potenziell zu Geld machen werde. BEN SCHWAN