Das Weltgewissen meldet sich aus Hamburg

Optimismus über die Hansestadt als künftigen Hauptsitz des Welt-Zukunftsrats. Entscheidung soll nächste Woche fallen

Die Entscheidung über die Ansiedlung des Welt-Zukunftsrates in Hamburg wird nach den Worten seines Initiators Jakob von Uexküll bis Ende nächster Woche erwartet. „Generell besteht starkes Interesse, aber die Grundfinanzierung muss stehen“, sagte der Erfinder des Alternativen Nobelpreises am Wochenende in der Hansestadt. Das hochkarätig besetzte internationale Gremium, das als eine Art „Weltgewissen“ fungieren soll, benötigt für die ersten drei Jahre seiner Arbeit rund fünf Millionen Euro. „Dies ist ein kleiner Betrag für ein Gremium dieser Ausmaße.“

Zuvor hatte Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust bei einem Gespräch mit Uexküll Unterstützung signalisiert: „Ich bin optimistisch, dass wir diesen Plan umsetzen können“, sagte von Beust. „Unser Generalsekretariat muss seinen Sitz in einer seriösen, internationalen Stadt haben“, findet Uexküll. Schon vor zwei Jahren waren Pläne zur Ansiedlung in der Hansestadt erörtert worden, doch sei das Vorhaben erst vor kurzem durch eine Initiative des Versandhaus-Unternehmers Michael Otto und des Investmentbankers Claus Grossner wiederbelebt worden. Und außerdem: „Besser in Hamburg als in Hyderabad.“

Der Welt-Zukunftsrat soll nach den Vorstellungen Uexkülls mit rund 100 Prominenten aus aller Welt besetzt werden. „Wir haben ein zunehmendes Glaubwürdigkeitsdefizit der politischen Führer, das die Umsetzung von Reformen verhindert.“ Daher müssten unbedingt Prominente in dieses Gremium aufgenommen werden, um die Zusammenarbeit mit Parlamentariern und Politikern weltweit zu erleichtern. „Wir brauchen als eine Art Weltgewissen, das sich zu wichtigen Themen äußert.“

Bei den Erwartungen an den Welt-Zukunftsrat bleibt Uexküll realistisch. „Die Probleme dieser Welt lösen wir sicherlich nicht, aber zumindest können wir sie in Angriff nehmen.“ Schon jetzt sammelt der Deutsch-Schwede eine Reihe von Themen für die Arbeit des Rats. Unter anderem könnte sich das Gremium mit der Frage nach den besten internationalen Richtlinien für erneuerbare Energien befassen.

Bei der Suche nach Möglichkeiten, das Glaubwürdigkeitsdefizit in der Politik zu überwinden, sei er auf einen Gedanken des Dalai Lama zu einem Ethik-Rat gestoßen. „Das habe ich weiter entwickelt“, sagt Uexküll. Schließlich sei daraus die Idee zu dem „normativ-ethischen Weltgewissen“ entstanden, dessen Überlegungen eines Tages in die Gesetzgebung vieler Länder eingespeist werden sollten.

Der Welt-Zukunftsrat soll mindestens jährlich zu einer Vollversammlung zusammentreffen. Günther Chalupa, dpa