: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
In Mecklenburg-Vorpommern kann George W. Bush etwas über Chancen und Risiken gewaltfreier Demokratisierung in einer entwicklungsbedürftigen Weltregion lernen. Für Angela Merkel ist der Besuch bestenfalls wahlkampfwirksam
Was war schlecht in der letzten Woche?
Dass die zwei Tore von Ballack aus dem Italien-Spiel rausgeschnitten waren.
Was wird besser in dieser?
Ich guck das Originalband so lange, bis sie gewinnen.
Was war am Schönsten bei der WM?
Die Besucher glauben uns ein modernes, weltoffenes Deutschland eher als wir selbst.
Gab es überhaupt irgendwas Mieses dabei?
Müsste ich suchen, tu ich aber nicht.
Was bleibt von der Fußball-WM? Wird der Schwarz-rot-gold-Rausch die Republik verändern?
Von allen denkbaren Aufladungen nationaler Symbolik ist das die wohl harmloseste. Ich weiß immer noch nicht, ob man so was überhaupt braucht; der glücklichste Abschnitt deutscher Geschichte kam ohne aus. Und mir blieb es fremd. Wer hingegen das Bedürfnis verspürt, irgendwas Einigendes zu schwenken, hat nun was Hübsches. Nun werden wir sehen, wer das alles schmierig instrumentalisieren will, auf die Bild ist diesbezüglich zuallererst Verlass.
Gucken Sie „Tour de France“ – oder eher nicht, weil man ohnehin keinen mehr kennt?
Erstens nein, ich hab’s versucht, aber es ist wie Wimbledon nach Becker, zweitens bin ich sauer, doch noch an saubere Fahrer geglaubt zu haben, und drittens waren für mich die, die nicht erwischt wurden, bei clevereren Ärzten.
Polens Regierung hat wegen einer taz-Satire über den Staatspräsidenten eine diplomatische Krise inszeniert. Wie soll man darauf reagieren?
Seriöse Autokraten wären enttäuscht, sich von der Witzeseite einer kleinen Oppositionszeitung des Nachbarlandes beleidigen lassen zu müssen. Kaczyńskis Emporkömmlinge drücken ja klar aus, dass sie’s lieber vom „Stürmer“ besorgt bekämen.
Darüber ist nun aber alles gesagt, und die vielfache „Wir fanden’s ja auch nicht lustig, aber …“-Wendung deutscher KollegInnen ist schon über den Durst.
Neben Polens Präsident Lech Kaczyński wird nun sein Zwillingsbruder Jarosław Ministerpräsident. Wie das?
Gute Frage – an Polenexperten: Im Wahlkampf letzten Herbst hieß es, die polnische Verfassung verbiete nahe Verwandtschaft unter den Inhabern der wichtigsten Staatsämter. Deshalb verzichtete Bruder Jarosław nach seinem knappen Wahlerfolg auf den Job als Premier und gab Bruder Lech die Chance, die folgende Präsidentschaftswahl zu gewinnen. Jetzt sehe ich das – mit der polnischen Opposition – als Finte, um letztlich doch beide Jobs in die Familie zu holen. Wer kennt die polnische Verfassung gut genug, hier Auskunft zu geben?
Übermorgen kommt George W. Bush nach Deutschland. Eine gute Idee?
Ich begrüße das Anliegen der Kanzlerin, den Gast am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns über Chancen und Erfolge gewaltfreier Demokratisierung entwicklungsbedürftiger Weltregionen zu unterrichten.
In Mecklenburg werden Landesminister der Linkspartei gegen ihn demonstrieren. Ist das in Ordnung?
Merkel lässt sich Bushs Not, irgendwie ein paar neue Verbündete einzusammeln, mit einem, wie sie hofft, wahlkampfwirksamen Besuch daheim bezahlen. Da wird man sich vor Ort schon noch wehren dürfen.
Am Freitag lädt Angela Merkel zu einem Integrationsgipfel. Nur Show, meinen viele. Was müsste in der Migrantenpolitik passieren?
Die Entkopplung vom äußeren Anlass – den Vorfällen an der Rütli-Schule –, eine grundsätzlichen Debatte finde ich gut, weil jedenfalls nicht alarmistisch. Dahinter wird’s dunkel, denn was in der aktuellen Gesetzgebung von Föderalisierung des Bildungssystems über mangelnde Ganztagsangebote bis hin zu Kindergeldgebastel angerichtet wurde, ist jedes für sich wirkungsvoller als alles, was da feierlich geredet werden kann.
Integration ist mindestens so sehr Querschnittsaufgabe wie Umweltpolitik; es gibt keine solitäre Integrationspolitik. Es könnte mehr integrationspolitisches Denken in allen Politikfeldern geben. FRAGEN: SR