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Archiv-Artikel

Dicke Akte

Der 15-jährige Junge, der Ende Juni in Eimsbüttel eine Rentnerin getötet haben soll, war bei Polizei und Jugendamt gut bekannt. Das Familieninterventionsteam prüfte mehrmals die Unterbringung in einem geschlossenen Heim

Von EE

Über den 15-jährigen Phil-Jonathan W., der am 23. Juni eine 81-jährige alleinstehende Frau in ihrer Wohnung in Hamburg-Eimsbüttel getötet haben soll, gab es seit Jahren eine dicke Akte beim Jugendamt. Das geht aus der Antwort des Senates auf eine kleine Anfrage der GAL-Abgeordneten Christiane Blömeke hervor. Darin steht auch, dass der Jugendliche trotz seiner pädagogischen Betreuung seit September 2004 insgesamt zwölf Mal als vermisst galt und von der Polizei gesucht wurde. Auch zu dem Zeitpunkt, als er die Rentnerin in ihrer Wohnung tötete, war sein Verbleib bereits seit mehreren Wochen unbekannt.

Im Schuljahr 1999/2000 hat die regionale Beratungs und Unterstützungsstelle (Rebus) eine Einzelfallberatung mit Phil-Jonathan und seinen Eltern begonnen, weil der Junge immer wieder in der Schule gefehlt hatte. Zum Schuljahr 2002/2003 hat er die Schule gewechselt. Mit der Polizei geriet er 2004 erstmals in Kontakt. Als er mit ersten Delikten auffiel, hat die Polizei „normen und hilfeverdeutlichende Gespräche“ mit Phil-Jonathan und seiner Mutter geführt.

Trotzdem verübte er in der Folgezeit immer wieder Straftaten – überwiegend Diebstähle, aber auch mehrere räuberische Erpressungen. Zwanzig Straftaten, an denen er als Allein oder Mittäter beteiligt gewesen sein soll, listet der Senat auf. Pädagogisch waren in dieser Zeit offenbar der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) des Bezirksamtes Bergedorf und das Familieninterventionsteam (Fit) der Sozialbehörde mit dem Fall Phil-Jonathan W. befasst. Er und seine Familie haben ambulante und stationäre „Hilfen zur Erziehung“ bekommen.

Seit November 2005 wurde der Junge bei der Polizei als „Intensivtäter“ geführt. Mehrfach hat das FIT den Senatsangaben zufolge geprüft, ob die Unterbringung im geschlossenen Erziehungsheim in der Feuerbergstraße die geeignete Maßnahme für Phil-Jonathan sei. Und sich bei jeder Prüfung dagegen entschieden. EE