Ungleichheit bei Verteilung von Vermögen nimmt zu

REICHTUM Zum Start des Weltwirtschaftsforums zeigt eine Studie ein extremes Missverhältnis auf

Das Missverhältnis bedrohe auch Ziele, die sich auch das WEF auf die Fahnen schreibt

DAVOS taz | Die 85 reichsten Personen der Welt besitzen ein so großes Vermögen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. So schätzt die britische Hilfsorganisation Oxfam die zunehmende globale Ungleichheit ein. Diese Zahl veröffentlichte die Organisation vor dem Beginn des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos am Mittwoch.

In dem Schweizer Alpenort trifft sich in den kommenden Tagen ein guter Teil der Wirtschafts- und Politikelite. Aus Deutschland will unter anderem Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) anreisen. Zentrale Themen des WEF 2014 sind die Eurokrise, Freihandel und die soziale Spaltung.

Dazu veröffentlichte Oxfam den Bericht „Working for the Few“. Demnach besitzt das reichste eine Prozent der Weltbevölkerung die Hälfte des globalen Vermögens, etwa 81 Billionen Euro. Das ist mehr als die weltweite Wirtschaftsleistung eines ganzen Jahres.

Laut Oxfam nimmt dieses Missverhältnis weiter zu und bedroht Ziele, die sich auch das WEF auf die Fahnen schreibt, beispielsweise die Reduzierung der Armut. Winnie Byanyima, Geschäftsführerin von Oxfam International, sagte: „Wir können nicht davon ausgehen, den Kampf gegen die Armut ohne den Kampf gegen die Ungleichheit zu gewinnen.“

Um der Entwicklung entgegenzuwirken, sollten die reichen Privatpersonen und Unternehmen nach Ansicht der Kritiker einen fairen Anteil ihres Einkommens und Vermögens der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Sie sollten Steuern zahlen, keine Steuerhinterziehung betreiben und akzeptieren, dass die Abgabenbelastung mit wachsendem Gewinn steigt.

Ein weiterer Wunsch, den Oxfam hegt: Die Elite möge sich dafür einsetzen, dass die Regierungen ihre Abgaben für sinnvolle Zwecke einsetzen – beispielsweise für Armutsbekämpfung, Gesundheitsvorsorge und Bildung. Außerdem sollten die wirtschaftlich Mächtigen auf Korruption verzichten und ihren Widerstand gegen existenzsichernde Mindestlöhne zugunsten der Beschäftigten aufgeben.

Bei den in Davos versammelten Managern treffen diese Vorschläge nicht auf Gegenliebe – einerseits. Die Unternehmer treibt die Sorge um, dass staatliche Regulierungen und Steuerpolitik ihre Geschäfte beeinträchtigen könnten, so eine aktuelle Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. So haben in Deutschland 76 Prozent der Befragten Angst vor „Überregulierung“. Andererseits aber meinen fast zwei Drittel der weltweiten Wirtschaftsführer, dass das internationale Steuersystem dringend reformiert werden müsse.

HANNES KOCH

Flimmern + Rauschen SEITE 17