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Archiv-Artikel

„Lass dir Zeit!“

Junge Männer, die nicht wissen, was sie tun

Timo Kocielnik, 19

■ hat aus Ratlosigkeit nach dem Abitur ein Theaterstück entwickelt. Bald beginnt sein Zivildienst im Krankenhaus.Foto: privat

taz: Herr Kocielnik, in Ihrem Stück wissen zwei 19-jährige Abiturienten nicht, was sie tun sollen. Ist das neu?

Timo Kocielnik: Es ist schlimmer geworden. Ich kenne 20-Jährige, die sich alt fühlen, weil andere mit 17 das Abi haben.

Sie und die Schauspieler sind auch gerade fertig mit dem Abi. Wie persönlich ist das Stück?

Völlig. Ich habe über unsere Probleme geschrieben. Alles was da vorkommt, ist uns passiert.

Wo ziehen Sie die Grenze?

Gar nicht. Die Schauspieler tragen auf der Bühne ihre wahren Namen. Nach jedem Durchlauf brauchen sie erst mal 15 Minuten, um runterzukommen. Das kostet viel Kraft – darin liegt gerade die Stärke unseres Stücks.

Es gibt keine feste Reihenfolge der Szenen. Warum?

Privat belasten einen die Dinge auch immer unterschiedlich. Die Schauspieler machen die Szene, die ihnen durch den Kopf geht. Das Stück ist jedes Mal anders. Wie das Leben.

Was bedeutet der Titel?

Jim war Sektenführer und hat über 900 Menschen zum Selbstmord gebracht. Nelly war die erste Flugbegleiterin und stürzte bei ihrem 30. Flug ab. Beide sind für ihren Traum eingestanden.

Und warum „liebt“?

Das war das stärkste Tu-Wort, das mir eingefallen ist. „Und“ ist doch kein Eyecatcher.

Ihr Rat an die Altersgenossen?

Lass dir Zeit! Dylan hat gesagt: Wir sollten alle unsere Jobs aufgeben und Rock-Platten hören.INTERVIEW: HOLGER FRÖHLICH

Jim Jones liebt Nelly Diener: 20.30 Uhr, Foolsgarden Theater, Lerchenstr. 113