: UNTERM STRICH
Franz Kafka ist gelegentlich ein seltsamer Autor. Aber das Drumherum um diesen Autor ist noch viel seltsamer. Nun wurden also die vier Schließfächer in der Zürcher Bank geöffnet, die viel aus dem Nachlass des Kafka-Freundes Max Brod und auch noch manches aus Kafkas eigener Handschrift enthalten (siehe taz vom 17./18. Juli) – und nun erfährt man immer noch nicht, was genau drin war. Erst soll ein Gericht in Tel Aviv Einblick in die Auflistung der Fundstücke bekommen. Hintergrund ist ein Streit, ob die literaturhistorisch bedeutsamen Funde, wie israelische Intellektuelle fordern, in Brods letzter Heimat Israel der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen, oder ob sie, wie nahezu alle deutschsprachigen Kafka-Experten es favorisieren, vom Literaturarchiv in Marbach gekauft werden können. Die Erbinnen des Brod-Nachlasses, zwei Töchter der letzten Brod-Assistentin Esther Kochte, hatten eine Nachrichtensperre beantragt. Mal sehen, wie die ganze Sache weitergeht. Und bis dahin immer schön Kafka lesen!
Und noch eine Meldung aus der Gegenwart der Literatur: Der mit 50.000 Euro dotierte Siegfried-Unseld-Preis 2010 geht zu gleichen Teilen an den palästinensischen Schriftsteller Sari Nusseibeh und den israelischen Autor Amos Oz.
Darren Aronofskys Psychothriller „Black Swan“ eröffnet die Internationalen Filmfestspiele von Venedig, die vom 1. bis zum 11. September stattfinden. Im Jahr 2008 hatte Aronofsky für sein furioses Mickey-Rourke-Vehikel „The Wrestler“ den Goldenen Löwen erhalten. Diesmal spielt Natalie Portman die Hauptfigur, eine Ballerina.