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: „Wolf Creek“

Im Horrorthriller „Wolf Creek“ lauert das Böse im ausgestorbenen Hinterland Australiens. Die in den Film hineinmontierten Naturstillleben – sie zeigen malerische Sonnenuntergänge, entlegene Traumstrände und menschenleere Wüsten – sind zugleich Vorboten des Grauens, das die Protagonisten Ben, Liz und Kristy heimsuchen wird. Je weiter sich die drei jungen Traveller in ihrem roten Cabrio von der Zivilisation entfernen, desto häufiger tauchen die für einen Horrorfilm typischen Hinweise auf: Bellende Hunde, am Straßenrand aufgespießte Totenschädel und der sich zusehends verdunkelnde Himmels suggerieren, dass Schlimmes bevorsteht. Das setzt ein, als der Wagen schließlich mitten im Nirgendwo seinen Geist aufgibt und der kauzige Trucker Mick Taylor den dreien anbietet, sie abzuschleppen. Immer tiefer karrt er anschließend die friedlich in ihrem Auto Schlummernden hinein ins Herz der Finsternis.

Nun beginnt die zweite Hälfte des Films, die der ersten so diametral entgegengestellt ist wie die Barbarei der Zivilisation. In Einstellungen, die etwas Klaustrophobisches haben und von extremen Hell-dunkel-Gegensätzen geprägt sind, wird man Zeuge eines brutalen Gemetzels, das in seiner Intensität an „Texas Chainsaw Massacre“ erinnert, dabei aber, und das ist erfreulich, nie zur – vermeintlich gesellschaftskritischen, tatsächlich aber nur sinnentleerten – Effektschau wie jüngst „Hostel“ verkommt.

Was „Wolf Creek“ zu einem überzeugenden Horrorfilm macht, sind die Details. Auch den grässlichsten Szenen entspringen immer wieder komische Momente, wenn etwa Taylor von einem der Mädchen mit einem Taschenmesser bedroht wird und dann mit den – „Crocodile Dundee“ zitierenden – Worten „Das ist ein Messer“ seine um ein Vielfaches größere Klinge zückt. Zudem bedient sich der Film einer extensiven Sciencefiction-Metaphorik: Ansichten eines Meteoritenkraters, Gespräche über Außerirdische, das gleißende, an ein landendes Ufo erinnernde Licht des näher kommenden Trucks sowie die in langen Einstellungen festgehaltenen Nahaufnahmen des Mondes suggerieren eine fremde Bedrohung. Blanke Ironie, dass die dann in der vollkommen irdischen Gestalt eines durchgeknallten Hinterwäldlers über die Figuren hereinbricht. ANDREAS RESCH

„Wolf Creek“. Regie: Greg McLean. Mit Cassandra Magrath, Kestie Morassi u. a. Australien 2005, 99 Min.