CHRISTOPHER LAUER?: Eine Lanze für Lanz brechen
Durchs Internet weht die Empörung über die Lanz’sche Talkshow – eine Gelegenheit für die Berliner Piraten, auch mal wieder etwas Wind zu bekommen. Dachte sich offenbar Christopher Lauer, der seiner Partei schon mehr als einmal Kopfschmerzen bereitete. Am Samstag stellte er eine Petition ins Netz – für Lanz. Der „soll mal bitte seine Show so machen, wie er will“.
Vor zehn Tagen hatte Markus Lanz Sahra Wagenknecht in seine Show geladen und sie kaum zu Wort kommen lassen. Am nächsten Tag erstellte eine Leipzigerin eine Onlinepetition, in der sie das ZDF auffordert, sich von Lanz zu trennen. Bis gestern hatten über 222.000 Menschen unterschrieben.
Gegen diese Petition wendet sich nun Lauer. „Jeder hat das Recht, sich zum Obst zu machen.“ Der Mann hat Erfahrung: Er war selbst schon einmal bei Lanz. Im März 2013 plauderte er zwar äußerst selbstbezogen, aber sonst ganz freundlich über seine ADHS-Krankheit.
Die persönliche Bekanntschaft dürfte es aber weniger sein, die Lauer für Lanz in die Bresche springen lässt. Vielleicht Mitleid? Oder eher: geteiltes Leid? Wie es sich anfühlt, von oben nach unten zu rutschen, ist für beide ein vertrautes Gefühl. Lauer hatte sich einst als künftige Hoffnung der Piraten inszeniert, war Fraktionsvorsitzender in Berlin, wollte Bundesvorstand werden. Doch daraus wurde nichts, zu sehr nervte die Partei seine überhebliche Art. Dann kam noch der Filz dazu: Als die Mutter seiner Freundin auf einmal zufällig einen Posten in seinem Büro bekam, war’s mit dem Fraktionsvorsitz aus.
Jetzt ist Lauer 29, hat sein Mandat im Abgeordnetenhaus – aber wegen der Lage der Piraten wenig künftige Optionen. Da kann er schon mitfühlen mit Lanz, der nicht nur wegen Wagenknecht Häme und Kritik einstecken muss: Am Samstag fuhr er mit „Wetten dass..?“ ein historisches Quotentief in der 33-jährigen Geschichte der Show ein. JS F.: dpa
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