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Archiv-Artikel

Anlass zu feiern, Anlass zu mahnen

Feier zum Unesco- Welterbe-Jubiläum

VON KRISTINA PEZZEI

Bei Jubiläumsbootstouren haben Berliner, Brandenburger und Touristen am Wochenende die Pracht der Schlösser und Gärten um Potsdam herum bestaunen können. Vom Wasser aus sei das Unesco-geschützte Welterbe nun einmal am besten zu bewundern, sagte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten dazu. Das ist sicher nicht falsch, stimmt aber nur teilweise: Auch für Landgänger sind die weitläufigen Parks mit den historischen Bauten ein Genuss. Intensiver können Gäste und Einheimische Geschichte kaum erfahren; und wer sich des historischen Erbes so bewusst wird, wird es umso mehr schützen und bewahren wollen.

Die Verleihung des Welterbestatus vor 20 Jahren hat den Wert der Schlösser und Gärten als Allgemeingut in den Fokus gerückt. Ein Allgemeingut mit besonderer Note: Schlösser und Gärten liegen auf der ehemaligen Grenze zwischen Westberlin und der DDR, sie sind auch ein strahlendes Symbol für die überwundene Teilung.

Leider reicht die Strahlkraft zwar bis in die Reiseführer verschiedenster Sprachen hinein, nicht aber in die direkte Nachbarschaft. Auch der Mauerweg, der am Ufer des Griebnitzsees entlangführt, ist erlebte Geschichte. Auch er wäre kostbares Allgemeingut – doch Anrainer haben ihn gesperrt, der Zwist um die Ufergrundstücke ist ungelöst. Hier die Stadt Potsdam, dort die Villenbesitzer und dazwischen der Bund als Eigentümer des Ufers – in dem hässlichen Tauziehen zwischen den Streithähnen denkt jeder nur noch daran, sich seine Pfründen zu sichern.

Der Weg zählt nicht zum Unesco-Ensemble. Und doch wäre es wünschenswert, dass sich die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten mit all ihrem Gewicht in die Diskussion wirft. Der 20. Jahrestag wäre ein guter Anlass gewesen, die Stimme zu erheben. Wer wenn nicht die Stiftung könnte sich besser zum Anwalt des Allgemeinguts aufschwingen?

Der Mauerweg entlang dem Griebnitzsee führt im Übrigen am Park Babelsberg vorbei direkt nach Glienicke. Bliebe er gesperrt, wäre auch dieser wassernahe Zugang zum Welterbe Besuchern verwehrt. Jämmerlich ist das. Und die Stiftung Schlösser und Gärten schaut einfach nur zu.