Jung und dynamisch

SOLARINDUSTRIE Die Branche wächst schnell. Für den Senat ist sie ein Aushängeschild

„Entscheidend für uns war der Attraktivitätsfaktor der Stadt“

THORSTEN RONGE, INVENTUX

Die Solarbranche ist ein Symbol für die Reindustrialisierung Berlins nach den Massenstilllegungen der 90er Jahre: Um die Jahrtausendwende nahm der Zweig an Fahrt auf, boomt seitdem in der Stadt genauso wie im umliegenden Brandenburg. Nur zahlenmäßig macht sich das bisher wenig bemerkbar: Mit 5.000 Arbeitsplätzen in der Region Berlin bietet die Solarbranche nur ein Zehntel der Jobs, die es im Bereich Gastgewerbe gibt.

Gleichwohl sind Berlin und Brandenburg einer der „Hubs“ in Deutschland: neben Süddeutschland und Sachsen-Anhalt eine der Regionen, in der sich die Industrie sammelt. Etwa 45 Prozent der bundesweit hergestellten Solarmodule kommen aus der Spreeregion.

Der maßgebliche Vorteil liegt in der Nähe zu den Hochschulen und ihren Absolventen. „Wir punkten mit der Forschungslandschaft, wir können Fachkräfte liefern“, sagt Christoph Lang von der Wirtschaftsförderung des Landes, Berlin Partner. Unternehmen bestätigen dies – der Modulhersteller Inventux Technologies etwa hat sich vor drei Jahren bewusst in Berlin gegründet. „Wir hätten anderswo vielleicht mehr Fördermittel erhalten, entscheidend war aber der Attraktivitätsfaktor der Stadt – mit ihrer Nähe zu Forschungseinrichtungen“, sagt Thorsten Ronge, Marketingchef von Inventux. Die Firma sitzt mit gut 200 Mitarbeitern im Clean Tech Business Park in Marzahn, einem Gewerbegebiet speziell für Firmen, die mit erneuerbaren Energien zu tun haben. Noch ist dort viel Platz für Neuansiedlungen, Inventux ist das erste Unternehmen auf dem Gelände.

Adlershof ist da schon weiter; Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft arbeiten als Netzwerk, von dem auch die Solarbranche profitiert. Über die Adlershof-Manager kämen Wirtschaftsvertreter aus dem Ausland zu ihnen, die sonst gar nicht von dem Modulhersteller Solon erfahren hätten, erzählt Solon-Sprecherin Sylvia Ratzlaff.

In der Krise erging es dem Industriezweig wie der gesamten regionalen Wirtschaft: Durchgeschüttelt, aber nicht abgestürzt. „Bisher ist kein wesentlicher Player aus dem Markt gedrängt worden“, sagt Timon Meyer, bei Berlin Partner für den Industriezweig zuständig. Langfristig rechnet er mit mehreren 10.000 Arbeitsplätzen in der regionalen Solarindustrie – damit würde die Branche langsam zum Tourismus aufschließen. PEZ