: Verlegerfunk mit Erfolg
Das private Radio NRW und seine Lokalsender haben erneut die meisten Hörer in Deutschland
NRW liegt vorne. Genauer gesagt: Radio NRW. Der Privatsender beziehungsweise die 45 lokalen Privatradios, die das Programm von Radio NRW ausstrahlen, werden täglich von 4,682 Millionen Menschen gehört. Kein Radioprogramm in Deutschland erreicht so viele Hörer, wie eine gestern vorgelegte Reichweitenanalyse ergab. Allerdings kommen die sechs WDR-Programme zusammen auf 7,372 Millionen Hörer.
Seit 13 Jahren erfreut sich Radio NRW so hoher Beliebtheit. Sender wie Radio Köln oder Radio Erft strahlen das Programm aus und ergänzen es um lokale Formate. In dieser Kombination aus Lokalem und Weltgeschehen sieht man bei Radio NRW auch einen Grund für den Erfolg des Senders, der Ende der 1980er Jahre von der damals regierenden SPD installiert wurde. Durch ein „Zwei-Säulen-Modell“ wollte diese kommerzielles Management und Gewinnorientierung mit quasi-öffentlich-rechtlicher Programmverantwortung verbinden.
Das Modell gilt noch heute. Radio NRW gehört gegenwärtig zu 59 Prozent der Verlegergemeinschaft Pressefunk, zu 24,9 Prozent dem WDR und zu 16,1 Prozent RTL Radio Deutschland. Auch bei den Lokalradios haben die jeweiligen Zeitungsverleger zumeist das Sagen. Für das Programm sind dagegen „Veranstaltergemeinschaften“ verantwortlich. Sie setzen sich ähnlich den öffentlich-rechtlichen Sendern aus Vertretern gesellschaftlich relevanter Gruppen wie Kirchen, Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbänden zusammen.
Das Modell sichert nicht nur öffentlich-rechtliche Einflussnahme, sondern auch private Gewinne. Die lokalen Zeitungsverleger bekamen Ende der 1980er Jahre, als das Modell eingeführt wurde, das Erstzugriffsrecht auf die neu zu gründenden Lokalradios per Gesetz zugesprochen – einfach so. Ein Geschenk der Landesregierung an die Zeitungsverleger, die fürchteten, dass sich die Radios zu gefährlichen Konkurrenten um Werbeeinnahmen entwickeln könnten. Kritiker sprachen damals von einem „WAZ-Gesetz“ – eine Anspielung auf die guten Beziehungen der Landesregierung zum Ruhrgebiets-Monopolisten.
Radio NRW rechnet in Zukunft mit noch mehr Hörern. Denn die Fußballweltmeisterschaft ist in den neuesten Zahlen noch nicht eingerechnet. Da habe es eine „wahnsinnige Hörerresonanz“ gegeben, heißt es von Radio NRW. Der Grund: Erstmals hatte Radio NRW von allen 64 Spielen live berichtet. DIRK ECKERT