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Archiv-Artikel

Randale soll Ausrutscher bleiben

Um neuen Ärger zu verhindern, kontrollieren im Sommerbad Pankow nun ein Sicherheitsdienst und die Polizei. Größte Attraktion des Bades ist seine Riesenrutsche – von hier ging auch die Gewalt aus

von PLUTONIA PLARRE

An der Pforte des Sommerbads Pankow stehen zwei Security-Männer und durchsuchen die Badetaschen der Gäste nach Waffen. Mit massiven Sicherheitsvorkehrungen, die an die WM-Fanmeile erinnern, wollen die Berliner Bäder Betriebe (BBB) verhindern, dass es im beliebtesten Freibad im Norden Berlins erneut zu Randale kommt.

Vergangenen Donnerstag hatte das Pankower Bad zum ersten Mal in seiner Geschichte vorzeitig schließen müssen. Rund 200 Jugendliche hatten sich auf der Riesenrutsche und dem Sprungturm ausgetobt. Die Halterungen für die Absperrseile wurden aus der Verankerung gerissen, die Anweisungen des Bäderpersonals komplett ignoriert. „Das war das reinste Irrenhaus“, berichtet ein Bademeister. „Die Jugendlichen wollten das Bad übernehmen“, sagt BBB-Regionalleiter Klaus Schulze. Dass Menschen bei der Hitze „abdrehen“, komme in Sommerbädern wie dem Kreuzberger Prinzenbad, dem Neuköllner Columbiabad oder dem Sommerbad Wilmersdorf immer wieder vor. Aber eine Situation wie in Pankow habe man noch nie erlebt.

Sechs Security-Leute stärken den Bademeistern nun den Rücken. Nachmittags rückt zudem auch die Polizei an. Die an roten T-Shirts und schwarzen Hosen zu erkennenden Securitys beziehen neben der Riesenrutsche und dem Sprungturm Stellung. Eine Zweierstreife patrouilliert durch die große Grünanlage. Die übrigen inspizieren an der Pforte die Taschen. Allerdings sind die Kontrollen eher ein symbolischer Akt. Ins Bad kommt man leicht auch ohne Eintrittskarte: Das Areal ist zu groß, um den Zaun überwachen zu können.

Der fünf Meter hohe Sprungturm und vor allem die riesige Superrutsche mit drei Bahnen sind der Grund, warum das Bad für Jugendliche so attraktiv ist. Aus dem Wedding und anderen Westbezirken strömen die Kids an, viele haben einen Migrationshintergrund. Eine solche Rutsche gibt es sonst nirgendwo in Berlin, nirgendwo können Jungs so trefflich Mädchen ärgern. Sie müssen sich nur breitbeinig in das Metallrohr setzen, und schon ist die Rutsche für die Nachströmenden blockiert.

So hat auch am Donnerstag der Ärger angefangen. „50 Mann haben sich untergehakt in die Rutsche gesetzt“, erzählt einer, der dabei war. Als die Jugendlichen danach den Sprungturm enterten und von allen Seiten gleichzeitig ins Wasser sprangen, wurde es auch für die unbeteiligten Gäste gefährlich. Zu der Uhrzeit tummelten sich in dem Bad zwischen 4.000 und 5.000 Menschen. Höchstens sechs Bademeister hatten Dienst. Die wussten sich nicht mehr anders zu helfen, als die Polizei zu rufen. Als die Uniformierten mit Hunden das Bad räumten, waren die meisten Jugendlichen längst über die Zäune auf und davon.

Dass die Situation so eskaliert ist, erklärt sich ein Bäderkenner damit, dass die Ostbademeister mit Migrantenjugendlichen überfordert seien. „Die Kids brauchen eine klare, vernünftige Ansprache. Wenn du einmal wegguckst, hast du verloren.“ Das wollen die Ostbademeister nicht auf sich sitzen lassen – und schimpfen über Westbademeister. „Die haben in ihren Bädern doch nur Ruhe, weil sie die Sprungtürme, Rutschen und Startblöcke abrasiert haben. Darum kommen alle zu uns, die Action wollen.“