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TIM CASPAR BOEHME
Eigentlich ist das Festival Ultraschall Berlin, ehemals Ultraschall, ja schon am vergangenen Wochenende zu Ende gegangen. Das als „Epilog“ für diesen Freitag angekündigte Konzert im Haus des Rundfunks ist jedoch alles andere als ein bloßer Nachklapp. Auf dem Programm stehen gleich zwei Werke des Komponisten Mathias Spahlinger, der als einer der letzten großen Avantgardisten in Deutschland gilt. Und als einer mit Haltung: Komponieren geschieht bei ihm nie losgelöst von der ihn umgebenden Gesellschaft, ohne dass er der Gefahr erliegt, sich mit plumpen Gesten um politische Relevanz zu bemühen. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin spielt zwei Orchesterwerke Spahlingers, der in diesem Jahr übrigens den Großen Kunstpreis Berlin von der Akademie der Künste erhalten wird (Masurenallee 8–14, 20 Uhr, 18/12 €).
Trotz der Großveranstaltung Club Transmediale (CTM), die dieser Tage das experimentelle Feld in der Musik großflächig abdeckt, gibt es diese Woche durchaus noch andere hörenswerte Beiträge aus dem Zwischenreich von Pop und Klangforschung. Am Samstag spielt im Urban Spree etwa Cavern Of Anti-Matter, ein neues Projekt des Briten Tim Gane, der als Keyboarder der Band Stereolab größere Bekanntheit erlangte. Inzwischen wohnt er in Berlin und konzentriert sich mit seinem aktuellen Trio auf kantige Krautrock-Abstraktionen, die durch präzise Bauweise erfreulich psychedelische Wirkung zeitigen (Revaler Str. 99, 21 Uhr, 7 €).
Ganz auf den CTM zu verzichten fällt bei der Fülle an tollen Konzerten dann doch schwer. So präsentiert am Samstag im Stattbad kein Geringerer als der Berliner Techno-Pionier Mark Ernestus seine jüngste Entdeckung: Jeri-Jeri ist eine Band aus senegalesischen Musikern, die mehrheitlich Trommel spielen und darauf Rhythmen hervorbringen, die so komplex geschichtet sind, dass man kaum folgen kann, zugleich aber unmittelbare emotionale Reaktionen hervorrufen. Man darf gern von Glücksgefühlen sprechen (Gerichtstr. 65, 23 Uhr, 25 €).
Einige Künstler, die beim CTM auftreten, geben sich auch jenseits des Festivals noch einmal die Ehre. Am Dienstag zum Beispiel kann man, wenn man Samstag nicht zu ihr ins Stattbad gehen kann oder will, die junge Rapperin Sasha Go Hard aus Chicago erneut im Südblock erleben. Die 21-Jährige ist die erste Vertreterin des Drill-Stils mit seinen leicht überdrehten Beats und kaputten Synthesizerlinien und beginnt international bekannt zu werden. Am DJ-Pult bekommt sie auf ihrer ersten Europa-Tour in Berlin zudem Unterstützung von Jahcoozi-Sängerin Perera Elsewhere. Kleines HipHop-Update gefällig (Admiralstr. 1–2, 22 Uhr)?