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Archiv-Artikel

Auch Computer sollen fair gehandelt werden

Rechner werden meist in Billiglohnländern zusammengebaut: für 4,50 Dollar am Tag. Das Aufklärungsprojekt „PC global“ will das ändern. Computerriese Apple hat bereits eine Untersuchungskommission nach Asien entsandt

BERLIN taz ■ Kaffee oder Bananen aus fairem Handel gibt es schon lange, Computer hingegen nicht. Dabei werden die meisten Rechner in Billiglohnländern und unter schlechten Arbeitsbedingungen hergestellt. Die Nichtregierungsorganisation Weed will das ändern. Sie hat das Aufklärungsprojekt „PC global“ gestartet. „Mit Filmen, Prospekten und Aktionen soll die Öffentlichkeit über die Misstände bei der Computerherstellung aufgeklärt werden“, sagt die Projektleiterin Sandra Bormann.

Die meisten großen Computermarken lassen ihre Rechner von Partnerfirmen bauen. Diese schrauben die Maschinen dann in Ländern wie China, Taiwan oder Indonesien zusammen. „Zahlen oder detaillierte Berichte über die Zustände in diesen Computerfabriken gibt es kaum“, sagt Bormann. „Aber unsere Informationen zeigen, dass einiges im Argen liegt.“ Die Arbeitsbedingungen seien miserabel, Siebentagewochen und illegale Überstunden an der Tagesordnung. So erhalten philippinische Angestellten von Fujitsu Computer für einen 8-Stunden-Tag gerade mal 4,50 US-Dollar – das reicht nicht zum Leben. Zudem würden die zumeist weiblichen Angestellten kaum geschützt. „In China beispielsweise gibt es keine freien Gewerkschaften, die für die Rechte der Arbeiterinnen eintreten“, ergänzt Bormann.

Für Apple ist diese Art der Kritik gar nicht neu. „Wir haben sogar schon eine Untersuchungskommission nach Asien geschickt“, erklärte Apple-Sprecher Georg Albrecht gegenüber der taz. Damit reagierte der Computer-Hersteller auf einen Bericht der Daily Mail. Die britische Tageszeitung warf dem Apple-Zulieferer Foxconn vor, in seinen chinesischen Fabriken gegen das Arbeitsrecht zu verstoßen. Die Firma war schließlich geständig: statt der erlaubten 36 hätte manche Arbeiter bis zu 80 Überstunden geleistet, hieß es bei Foxconn.

Dem Image der Computerfirmen sind solche Zustände natürlich alles andere als zuträglich. Apple setzt auf Prävention: „Wir haben einen klaren Verhaltenskodex, der die Einhaltung von Umwelt- und Arbeitsstandards vorsieht“, erläutert Apple-Sprecher Albrecht. „Das stimmt“, sagt die Aktivistin Sandra Bormann. „Aber eine echtes Alternativprodukt, das unter transparenten Bedingungen produziert wird, fehlt nach wie vor.“

Apple-Konkurrent Dell kennt diese Probleme nicht. Sprecher Stefan Böttinger zur taz: „Wir bauen unsere Maschinen in Irland im eigenen Werk zusammen.“ DANIEL BÖHM