KOMMENTAR: DANIEL WIESE ÜBER KIRCHLICHE AUFARBEITUNG : Das Schweigen der Hirten
Der Zwischenbericht, den die Nordelbische Kirche jetzt zu den Missbrauchsfällen in Ahrensburg vorgelegt hat, ist ein Witz – ein schlechter. Anders als von Landesbischof Gerhard Ulrich angekündigt, wird darin eben nicht geklärt, ja nicht einmal thematisiert, wer wovon gewusst hat, als der beschuldigte Pastor Dieter K. 1999 still und heimlich versetzt wurde.
Unklar ist vor allem die Rolle der damaligen Vorgesetzten von Dieter K., Pröpstin Heide Emse. Der damaligen Bischöfin Maria Jepsen will sie 1999 von „Übergriffen“ des Pastors berichtet haben. Bei einer Sitzung mit dem Kirchenamt fragte Jepsen später, ob Pastor K, „intime Verhältnisse mit jüngeren Frauen“ unterhalte, was verneint wurde. Jepsen hakte nicht nach. Wäre aber das Stichwort „sexueller Übergriff“ gefallen, erklärte sie kurz vor ihrem Rücktritt im Juli, hätten bei ihr „die Alarmglocken geschrillt“.
Hat die Pröpstin die Angelegenheit heruntergespielt, um Pastor K. geräuschlos versetzen zu können? Oder hat das Kirchenamt in Kiel die Affäre tiefer gehängt, um Schaden von der Kirche abzuwenden? Die Akten zu den Vorgängen sind verschwunden – wenn es sie denn je gegeben hat. Dem „Geschäftsablauf“ entspreche diese Lücke nicht, heißt es dazu im Zwischenbericht. Die Nordelbische Kirche hat ein fettes Problem. Das scheint sie bisher noch nicht bemerkt zu haben.