Schiffe repariert ohne Rechnung

Neue Filzgeschichten von Oberschulrat Heinz Dagott: Was reparierten Schüler auf seinem Schiff „Obsession“?

Der Bremerhavener CDU-Fraktionsvorsitzende Paul Bödeker hatte diese Woche erheblichen Erklärungsbedarf. „Alles muss aufgeklärt werden“, formulierte er – aber vorverurteilen dürfe man niemanden. Natürlich, dass CDU-Mitglied und Oberschulrat Heinz Dagott für die Behörde eine Kostenaufstellung macht, in der viermal 400 Euro Miete für ein Boot drinstehen, aber nicht offen legte, dass es sein privates Boot war, das da gemietet werden sollte – „ziemlich ungeschickt“ sei das, findet Bödecker. Auch dass die Marine-Jugend (Vorsitzender: Dagott) die 20.000 Euro von der Schulbehörde vorab für „Maritime Projekte“ überwiesen bekam und nicht höchstens einen Abschlag – das sei sehr „ungewöhnlich“, findet Bödeker.

Empört aber ist Bödeker darüber, dass die Grünen in der Nordseezeitung die Kompetenz des Rechnungsprüfungsamtes anzweifelten, die Vorfälle aufzuklären – weil im Rechnungsamt die Lebensgefährtin des früheren CDU-Schatzmeisters Burghard Niederquell arbeitet. Das sei kein politischer Stil, formuliert Bödecker – er setze auf die Aufklärung des Rechnungsprüfungsamtes.

Das Amt steht vor einer schwierigen Aufgabe. „Irgendwo haben doch alle davon profitiert, was Dagott da seit Jahren macht“, sagt einer, der sich in Bremerhavens Seglerkreisen auskennt. Da werde kaum jemand auspacken. In der aktuellen Kosten-Aufstellung für die Segeltörns nach Helgoland (taz 18.7.), die der Oberschulrat für die Behörde gemacht hat, stehen nicht nur die Bootsmieten für sein eigenes Boot, sondern auch acht Mal 256 Euro für Begleiter – das Geld floss auch an Vorstandskollegen von Dagotts Marine-Jugend.

Da Oberschulrat Dagott auch für die Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss der Werkstattschule „Tonnendachhalle“ zuständig ist, konnte er hin und wieder die Jungs zur Schiffsreparatur ordern. Auch auf Dagotts Segler „Obsession“ sind die Schüler gesehen worden, wie sie – vormittags, also zur Schulzeit – die Kajüte repariert haben. „Es gab keinen Auftrag und keine Rechnung“, sagt der Leiter der Werkstattschule“.

Mit den Quittungen nahm es Dagott nie so ernst, sagt Antonius Leenders, früher Schatzmeister der Marine-Jugend. Weil der Vorsitzende Dagott immer wieder verlangt hatte, dass ohne Quittung Geld ausgegeben wurde, bekam Leenders Streit mit ihm – und trat 2002 als Schatzmeister zurück. Dass Schüler der Werkstattschule auf Schiffen, die bei der Marine-Jugend lagen, arbeiteten, war auch damals üblich, sagt Leenders. Auch Schiffe von privaten Besitzern wurden so am Kai der Marine-Jugend repariert, zum Beispiel die „Vision“, und dann teuer verkauft wurde.

Dass Dagott sich privat sehr engagiert, hat zum Konflikt mit der Schule „Kaufmännische Lehranstalten“ geführt. Dort will Oberschulrat Dagott unbedingt Axel Rahn als stellvertretenden Schulleiter durchsetzen, gegen das Votum der Lehrer. Nun ist Dagott Vorsitzender des CDU-Stadtbezirks Wulsdorf, Rahn sein Stellvertreter in der Partei. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.