: Der Ex-OB als Lobbyist
Das Immobilienunternehmen Gagfah setzt auf die Kontakte von Oberhausens Ex-OB Burkhard Drescher
Kurz vor dem Karriereknick zog Burkhard Drescher die Konsequenzen. Zum ersten August stellt der Sozialdemokrat seinen Vorstandsposten bei der RAG-Tochter RAG-Immobilien zur Verfügung. Drescher soll zur Essener Gagfah wechseln – einer Tochter des US-amerikanischen Finanzinvestors Fortress. Der Konzern mochte „zu den Gerüchten keine Stellung“ nehmen.
Der Wechsel Dreschers käme überraschend, würde aber zur Biografie passen. Vor zwei Jahren kündigte er als amtierender Oberbürgermeister der Stadt Oberhausen an, dass er nicht mehr für das Amt kandidieren werde. Die Genossen reagierten geschockt. Drescher galt als Hoffnungsträger der NRW-SPD. Selbst als Minister war der 55-Jährige im Gespräch. Das Einzelhandels- und Freizeitzentrum Centro in Oberhausen geht auf seine Kappe, als einer der wenigen Kommunalpolitiker schien er ein Gespür für den oft beschworenen Strukturwandel zu haben. Der RAG-Konzern sah dies ähnlich und kaufte Drescher ein – für den Geschäftsbereich Gewerbeimmobilien.
In Folge der Umstrukturierung des RAG-Konzerns sollte Drescher nun seinen Vorstandsposten verlieren. Im kommenden Jahr will der Konzern an die Börse – mit den Sparten Kraftwerktechnik, Chemie und Wohnimmobilien. Die Gewerbeimmobilien sollen der defizitären RAG-Tochter Deutsche Steinkohle AG (DSK) – die demnächst übrigens wieder auf den Namen RAG hört – zugeordnet werden. Geld ist damit nicht zu machen und Karriere auch nicht. Vertrauten soll Drescher laut Süddeutsche Zeitung gesagt haben, dass er seine Ziele bei der RAG nicht verwirklichen könne.
Nun soll Drescher zur Gagfah. Der Mutterkonzern Fortress will im Oktober an die Börse. Auf dem Weg dorthin soll er zum bundesweit größten Wohnungsunternehmen aufsteigen. Fortress besitzt bundesweit 160.000 Wohnungen. Die Hälfte gehören der Gagfah. Vor zwei Jahren wechselte der Konzern von der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte zu Fortress. 2,1 Milliarden Euro kostete der Deal.
Ähnliche Projekte, wie der Erwerb des Wohnungsbestandes der zum Verkauf anstehenden Landesentwicklungsgesellschaft NRW (LEG), sind nicht geplant. Der Konzern will sich lieber bei den verkaufsbereiten Kommunen bedienen – und setzt auf Lobbyarbeit. „Die Städte brauchen Belegungsrechte, kein Eigentum“, sagt Gagfah-Geschäftsführer Udo Bachmann. Aus diesem Grund wolle man die Politik verstärkt beraten. Burkhard Drescher käme dabei gerade recht.
HOLGER PAULER