: „Verhandelt wird immer“
Der Mediator Markus Troja über Möglichkeiten und Rückschläge der Konfliktvermittlung im Nahen Osten
taz: Wäre die Vermittlung im Nahostkonflikt ein Traumjob oder eine Albtraumaufgabe?
Markus Troja: Es ist sicherlich ein Traumjob, weil man sich kaum sinnstiftendere Arbeit vorstellen kann, als dazu beizutragen, dass gewalttätige Auseinandersetzungen weniger werden. Es ist aber gleichzeitig ein Albtraum: Es gibt ja dort schon seit vielen, vielen Jahren Erfahrungen mit Verhandlungen. Wenn dann die Erfolge immer wieder in Frage gestellt werden, weil die Konfliktparteien Vereinbarungen nicht umsetzen, dann ist es bestimmt ein frustrierender Job.
Sie beschäftigen sich mit Konflikten in Wirtschaft und Kommunalpolitik. Gibt es in Ihrer täglichen Praxis die Erfahrung der Unversöhnlichkeit?
Das ist die große Ausnahme, weil die Konfliktparteien, wenn sie uns einschalten, ein Mindestmaß an Gesprächsbereitschaft haben. Aber in sehr wenigen Fällen war es so, dass die Fronten einfach zu verhärtet waren.
Was hilft eine Mediation denn, wenn die dabei getroffenen Vereinbarungen nicht umgesetzt werden?
Das große Potenzial der Mediation ist, dass Lösungen nicht von außen vorgegeben werden, sondern dass die Konfliktparteien selber Lösungen entwickeln. Diese Lösungen werden von den Beteiligten viel besser umgesetzt als solche von außen, weil sie sich damit identifizieren. Im Nahostkonflikt wurden oft Friedenspläne von außen entwickelt, und die sind dann doch nicht umgesetzt worden.
Ist es naiv, zu glauben, man könne einen Konflikt wie den im Nahen Osten mit Verhandlungen lösen?
Die Frage ist doch, wie er sich sonst lösen lassen würde. Es gibt keine andere Möglichkeit. Man darf auch nicht der Illusion verfallen, dass so ein Konflikt mit Krieg gelöst werden könnte. Während der Krieg läuft, gibt es immer auch Verhandlungen. Zwar versuchen die Konfliktparteien parallel, durch kriegerische Handlungen ihre Position zu stärken. Dennoch stellt sich ja die Frage: Wie geht es nach dem Krieg weiter? Naiv wäre es aber wohl zu denken, dass Verhandlungen dazu führen können, dass es keine kriegerischen Auseinandersetzungen mehr gibt.
INTERVIEW: STEFAN KUZMANY