: Ein Außenminister auf Goodwilltour
IRAN-BEZIEHUNGEN Mohammed Dschawad Sarif wirbt auf seiner Deutschlandtour für Investitionen
BERLIN taz | Mohammed Dschawad Sarif lächelt, charmiert, parliert in exzellentem Englisch, begrüßt deutsche Bekannte mit einer herzlichen Umarmung. Der 54-jährige Außenminister ist die neue Waffe der iranischen Diplomatie. Einer, der die finster wirkenden Ahmadinedschad-Auftritte vergessen machen soll.
In den letzten Tagen war Sarif auf Goodwilltour in Deutschland, auf der Münchner Sicherheitskonferenz, im ZDF-„Morgenmagazin“ und am Mittag in der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, einem regierungsnahen, von der Wirtschaft gesponserten Thinktank.
Dort versuchte er, Zweifel an den friedlichen Absichten des Atomabkommens auszuräumen. Zu lange habe die Welt in den Kategorien des Kalten Krieges gedacht und Sicherheit als Nullsummenspiel gesehen, ein Spiel, „in dem manche gewinnen und andere verlieren müssen“. Dabei zeige die Klimaerwärmung, dass man Probleme nicht allein lösen könne: „Globale Sicherheit ist eine gemeinsame Frage. Der 11. September hat dies bewiesen.“ Das ist der neue Zungenschlag der iranischen Regierung, an den man sich im Westen ebenso wie an Sarif erst noch gewöhnen muss. Der Iran bietet sich dem Westen als Verbündeter im Kampf gegen Islamisten an: „Niemand von uns kann Extremismus tolerieren“, so Sarif.
Damit zielt er vor allem auf die islamistischen, vor allem von Saudi-Arabien hochgerüsteten Rebellen in Syrien. Die Idee, dass Assad aus dem Amt entfernt werden könnte, habe zu 150.000 Toten geführt, sagt Sarif und ruft zum „Rückzug aller ausländischen Kräfte“ aus Syrien auf.
Sarifs Extremismuskonzeption funktioniert jedoch nur, wenn man die vom Iran unterstützten und an der Seite Assads kämpfenden Hisbollah-Milizen nicht dazurechnet. Es ist das einzige Thema, bei dem Sarif laut wird: Die Hisbollah sei „keine extremistische Organisation, sondern Teil der libanesischen Regierung“, sagt er auf Nachfrage.
Sarifs Charmeoffensive zielt vor allem auf mehr wirtschaftliche Investitionen im Iran. Den Westen fordert er auf, seine These zu testen, dass eine wirtschaftliche Öffnung die klerikale Führung Irans schwächen würde: „Vor allem Deutschland kann eine wichtige Rolle bei den wirtschaftlichen Beziehungen spielen.“ MARTIN REEH
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