länger schwimmen : Flexible Freibäder
Endlich einmal ein gute Nachricht: Die Berliner Bäderbetriebe wollen einige ihrer Freibäder einige Wochen lang abends länger öffnen. Bis sage und schreibe 21 Uhr soll man nun noch baden dürfen – das ist just der Zeitpunkt, an dem während der Fußball-Weltmeisterschaft der Abend für viele Fans erst richtig begann.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Dass die Bäderbetriebe zwei heiße Sommermonate brauchten, um diese kleine Verbesserung zu beschließen, zeigt mal wieder: Das stadteigene Unternehmen richtet seine Politik mehr an den eigenen – betriebswirtschaftlichen – Sparinteressen aus als an denen seiner Kunden. Schließlich wollen an heißen Abenden viele Besucher länger in den Bädern bleiben – die zahlen zwar deshalb nicht mehr Eintritt, dürften aber letztlich zufriedener sein.
Auch Berufstätige aus dem Einzelhandel oder den Büros der Innenstadt wollen nach der Arbeit noch einmal ins kühle Nass springen. Mag sein, dass die zusätzlichen Besucher die zusätzlichen Kosten fürs Personal nicht decken – ein verbesserter Service wäre dies aber allemal. Auch die Bäderbetriebe können nicht ignorieren: Der Lebenswandel vieler Menschen ändert sich; sie verlegen immer mehr (Frei- zeit-)Tätigkeiten in die Abendstunden. Wenn sie können, schlafen sie dafür morgens ein wenig länger.
Ein Argument der Bäderbetriebe ist allerdings nachvollziehbar: Ist das Bad länger geöffnet, bleibt bis zum Einbruch der Dunkelheit weniger Zeit für die Reinigung und gärtnerische Pflege der Anlagen. Aber auch hier ließen sich kreative Lösungen im Interesse der Kunden finden: Wird doppelt so viel Personal eingesetzt, braucht man theoretisch nur die Hälfte der Zeit für die nötigen Arbeiten. Außerdem kann man auch im Halbdunkeln oder im Scheinwerferlicht den Rasen sprengen.
Verständlich ist hingegen, dass die Bäderbetriebe keine hochspezialisierte Turbo-Reinigungstruppe organisieren wollen, wenn die Bäder an Regentagen sowieso leer sind und genug Zeit fürs Saubermachen bleibt. Hier sollte das Unternehmen intern wie extern Strukturen schaffen, die ein flexibles Reagieren auf unterschiedliche Wetterlagen erlauben. Ein Winterdienst kann auch nicht mit dem Schneeschieben aufhören, nur weil es dunkel wird.