: Der Panzer aus dem Telefonladen
Neonazi am Ausbildungsplatz geoutet. Rausschmiss droht. Angeblich kein Zugang zu sensiblen Kundendaten
Im Geschäft soll er sehr zuvorkommend sein. Auf der Straße ist er weniger freundlich. Mit einer Kamera versucht Frank F. regelmäßig bei rechten Aufmärschen Gegendemonstranten und Journalisten abzulichten. Nun wurde der Anti-Antifa-Aktivist auf seiner Ausbildungsstelle in der Hamburger Innenstadt geoutet.
Dienstag kurz nach 14 Uhr, Spitalerstraße: „In diesem Telefonladen“, schallt es vor der Vodafone-Filiale durch ein Megaphon, „arbeitet ein Harburger Neonazi!“ Flugblätter über die politischen Aktivitäten des Auszubilden zwischen NPD und „Freien Kameradschaften“ werden verteilt. Im Laden beginnen sofort die Gespräche. Zwei junge Männer fragen bei einem Mitarbeiter nach. Ein älterer Herr wird hinauskomplimentiert. „Ich wollte einen Vertrag abschließen“, sagt er später. „Und als ich das las, wollte ich nachhaken.“
Schon am 10. Juli sprach ein Antifaschist erstmals wegen F. in dem Laden vor. Da hatte die NPD ganz in der Nähe einen Infostand aufgebaut. F. fiel schon länger auf – durch das Fotografieren, aber auch wegen seines markanten Aussehens. Sein Spitzname: Frank „The Tank“, der Panzer.
„Ja“, bestätigt Dirk Ebrecht, Sprecher der Vodafone-Niederlassungen Nord, F. sei bei dem Unternehmen in der Ausbildung. „Wir waren entsetzt, als wir von seinen politischen Aktivitäten erfuhren.“ Nach dem 10. Juli habe man beim Verfassungsschutz nachgefragt, wie tief F. „in der Szene verankert ist“, sagt Ebrecht. Nun würden arbeitsrechtliche Möglichkeiten ausgelotet. Eine Beendigung des Ausbildungsverhältnisses will Ebrecht nicht ausschließen. Von sich aus spricht er die Befürchtung der Demonstranten vom Dienstag an: „Ich habe gleich nachgefragt, auf welche Daten er Zugriff hatte.“
Gerade einen Anti-Antifa-Aktivisten nämlich könnte die Kundendatei interessieren, um Namen und Adressen von „Feinden“ herauszufinden. An diese Dateien jedoch sei F. nicht gelangt, sagt Ebrecht. Nicht mal er selbst könne alle Daten abrufen. Ein Auszubildender könne nur auf Daten in der jeweiligen Filiale zurückgreifen. Und das nicht unbemerkt. ANDREAS SPEIT