: Der Einspringer
Dass beim Hamburger Sportverein ein Trainer gehen muss, halten derzeit viele für möglich. In der Regel denken sie dabei allerdings an Profi-Trainer Bert van Marwijk. Doch nun meldet die Bild-Zeitung, bei der man nie genau weiß, ob sie Entscheidungen beim HSV nur als erste erfährt, oder sie selbst herbeiführt, der HSV werde heute seinem Amateurcoach Rodolfo Esteban Cardoso mitteilen, dass sein Vertrag im Juli nicht verlängert wird.
Eine gute Nachricht für van Marwijk: weil es nicht ihn erwischt hat. Und weil damit sein natürlicher Nachfolger demontiert ist, da der HSV kein Geld für einen Neuen hat. Schon 2011 war Cardoso zweimal Interims-Chef – nach den Entlassungen von Armin Veh und Michael Oenning.
Mehr wurde nicht draus – auch weil die Deutsche Fußball-Liga monierte, dass Cardoso keine Trainer-A-Lizenz hatte. Symptomatisch für den zurückhaltenden Argentinier, einst über Homburg, Freiburg und Werder Bremen zum HSV gekommen, den er als Regisseur tatsächlich einmal auf den dritten Platz geführt hatte. In zehn Trainerjahren hat er dort acht Cheftrainer gehen sehen – aber an seiner A-Lizenz baut er immer noch.
Ob er deswegen weg muss? Der stetige Misserfolg seiner U 23-Elf ist kaum ihm anzulasten – eher dem Verein, der den Nachwuchs sträflich vernachlässigt. Und Cardoso hat ein Auge für Talente: Den 17-jährigen Jonathan Tah, derzeit einer der stabileren in der Wackel-Abwehr des HSV, hat er ebenso an das Profiteam herangeführt wie Außenverteidiger Zhi Gin Lam – Preziosen für einen Verein, der vom Verkauf von Talenten wie dem ebenfalls durch Cardosos Schule gegangenen Heung Min Son leben muss.
Vielleicht ist der Grund für Cardosos Ablösung eher in seinem Nachfolger zu suchen: Laut Bild soll der Josef Zinnbauer werden, ein Weggefährte von HSV-Sportchef Oliver Kreuzer beim Karlsruher SC. JANK