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Archiv-Artikel

Laschet wird Familienmensch

Der CDU-Minister bastelt an seinem Image als Familienversteher und ruft das Ende der Hausfrauen-Ehe aus. Ein „durchschaubares Manöver“, kritisiert die Opposition

VON KATHARINA HEIMEIER

Als der große Integrator hat sich Armin Laschet einen Namen gemacht – jetzt will der CDU-Landesminister auch als Familienpolitiker punkten. Dabei bastelt er weiter an seinem Image als fortschrittlicher Christdemokrat und verkündet das Ende der traditionellen Ernährer- und Hausfrauenehe. „Das ist nicht mehr das vorherrschende Familienleitbild“, sagte er gestern in Düsseldorf. Laschet rief die Wahlfreiheit für Familien aus: „Wir geben kein bestimmtes Familienbild vor.“

In den Mittelpunkt seiner Familienpolitik stellt Laschet die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sein ehrgeiziges Ziel: „Nordrhein-Westfalen soll das kinder- und familienfreundlichste Bundesland werden.“ Dazu soll der Ausbau der Betreuung für Kinder unter drei Jahren beitragen. Doch bislang ist NRW das Schlusslicht im bundesweiten Vergleich. Nur für etwa 2,8 Prozent der unter Dreijährigen gibt es Plätze in Kindertageseinrichtungen. Bis zum Jahr 2010 soll das Angebot auf stolze 20 Prozent ausgebaut werden: 69.000 neue Plätze will der Minister schaffen. Der Haken: Einen Rechtsanspruch auf einen Unterbringungsplatz hält Laschet für nicht finanzierbar.

Genau dieser Anspruch für Kinder ab einem Jahr ist aus Sicht der grünen Familienpolitikerin Andrea Asch jedoch unverzichtbar. „Dies ist das Einzige, das etwas bewirken kann.“ Für sie ist Laschet deshalb ein „Ankündigungsminister“. Wie ein Oppositionspolitiker stelle er Forderungen auf, könne sie aber nicht umsetzen: „Es reicht nicht aus, dass er zu den Fortschrittlichen in der CDU zählt.“

Zu den Prestigeobjekten der Landesregierung sollen nach dem Willen von Laschet auch die zu Familienzentren umgebauten Kindertageseinrichtungen werden. Neben der Kinderbetreuung sollen hier auch Sprachkurse, Sucht- und Erziehungsberatung für Eltern und Sprechstunden von Kinderärzten angeboten werden. Richtig, sagt die Grüne Asch – allerdings werde sich in der Praxis nichts ändern. Einen „Etikettenschwindel“ befürchtet gar der Vorsitzende des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) Nordrhein, Thomas Fischbach. „Da werden wohl die Kindertagesstätten einfach unter anderem Namen laufen“, sagt er. Auch die familienpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Britta Altenkamp, sieht kein Konzept hinter den Familienzentren. „Da soll im Grunde jeder das machen, was er will“, sagt sie.

Laschets jüngst erwachtes Interesse an diesem Thema verwundert die Opposition ohnehin. „Familienpolitik war bisher nicht sein Lieblingsthema“, sagt die Grüne Andrea Asch. Die Sozialdemokratin Altenkamp spricht von einem „durchschaubaren Manöver“, für das sie aber durchaus Verständnis zeigt: „Kein Ministerium ist bei den letzten Haushaltsverhandlungen so zur Ader gelassen worden wie das von Herrn Laschet. Jetzt will er sein Image nach außen aufpolieren.“