: Streit um Nahost
Kriegsgegner ringen vor Friedensfahrt um gemeinsame Position. US-Aktivist: Israelis an Terror selbst schuld
MANNHEIM taz ■ Eigentlich wollten Friedensgruppen aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gestern in Mannheim ihr Programm zum Gedenktag an den Atombombenabwurf auf Hiroschima vorstellen. Doch dann drängte sich der aktuelle Krieg im Nahen Osten in den Mittelpunkt der Pressekonferenz. Roland Blach von der Initiative „Pacemakers“ der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte Kriegsgegner (DFG-VK) hatte den katholischen „Friedenspriester“ Simon Harak aus den USA eingeladen. Der Koordinator der internationalen US-Friedensinitiative „War Resisters League“ ist Professor für theologische Ethik und gilt als Experte für die Verflechtung zwischen Rüstungskonzernen und US-Regierung.
Harak warf in Mannheim der „gleichgeschalteten Presse“ in den USA vor, nur über die Leiden der Israelis und ihren „angeblich heldenhaften Kampf gegen den Terror“ zu berichten. Über die „Verbrechen Israels, wie etwa die widerrechtliche Inhaftierung von 10.000 Palästinensern“, erfahre die US-Bevölkerung dagegen so gut wie nichts.
Den Israelis warf Harak vor, „das Nachbarland grundlos überfallen und ein ganzes Volk in Geiselhaft genommen“ zu haben. Am Terror sei Israel selbst schuld, so der christliche Gottesmann arabischer Abstammung. Wenn man die arabischen Völker ständig demütige, brauche man sich nicht zu wundern, wenn Hamas und Hisbollah ihre Selbstmordattentäter losschickten. Diese Organisationen hätten schließlich keine Flugzeuge.
Das war den braven deutschen Friedensfreunden dann doch zu heftig. Blach widersprach seinem Gast energisch. Einseitige Schuldzuweisungen machten „keinen Sinn“. Alle Konfliktparteien – auch Hisbollah und Hamas – müssten jetzt von den Großmächten an den Konferenztisch gezwungen werden. Selbstverständlich müsse von allen Konfliktparteien das Existenzrecht Israels anerkannt werden.
Mathias Kohler vom Friedensplenum Mannheim erinnerte daran, dass in den vergangenen drei Wochen rund 1.500 Raketen auf Israel abgeschossen worden sein. Wer die USA zu Recht an den Pranger stelle, weil sie Israel mit modernsten Waffensystemen ausgestattet habe, der müsse auch die Frage nach der Herkunft der Waffen der Hisbollah stellen. Kohler: „Und die Antwort heißt – Iran.“
Das war die Überleitung zum Atom-Thema. Die Friedensradfahrt der „Pacemaker“ startet kommenden Samstag am Atomwaffen-Fliegerhorst Büchel in der Eifel. Weiter geht es über die US-Airbase in Ramstein bis nach Ludwigsburg. Dort zogen vor zwölf Jahren Bundeswehr und französische Streitkräfte ab. Jetzt sei die Stadt, so Blach, das „gelungenste Konversionsprojekt in ganz Deutschland“.
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT