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DIE UN-RESOLUTION ZUM ATOMKONFLIKT MIT DEM IRAN IST ZAHNLOSTeheran kann ruhig schlafen

Noch vor zwei Wochen konnte Washington es gar nicht abwarten, dass Teheran auf die Vorschläge des UN-Sicherheitsrates zum Atomstreits eingeht. Der Iran bestand aber darauf, erst am 22. August zu antworten und der Sicherheitsrat befasste sich erneut mit der Frage. Um nun eine Resolution zu verfassen, die Teheran sicher beeindrucken wird: Der Iran solle bis zum 31. August – also eine Woche nach dem von Teheran selbst gesetzten Datum für eine Antwort – die Anreicherung von Uran einstellen.

Ob der Resolution bis dahin Zähne wachsen werden, ist mehr als ungewiss. Gegenwärtig liegen die Meinungen der ständigen Sicherheitsratsmitglieder weit auseinander: Russland und China lehnen Sanktionen weiter ab, die USA drohen damit, und die Europäer halten sich bedeckt. Teheran braucht sich also keine allzu großen Sorgen zu machen – zumal die Ereignisse im Libanon dem Iran entgegen aller Erwartungen derzeit nutzen.

Der Krieg hat den Atomstreit in den Hintergrund gedrängt – und die USA sind aufgrund ihrer rückhaltlosen Deckung des rücksichtslosen Vorgehen Israels in die Kritik geraten. Statt den Iran als Paria zu meiden häufen sich Appelle, Teheran einzubinden in die Schlichtungsbemühungen im Libanonkonflikt. Natürlich weiß niemand, ob derartige Avancen gegenüber Teheran das gewünschte Ergebnis bringen würden – nämlich eine Mäßigung der libanesischen Hisbollah. Sicher ist dagegen: Je mehr Teheran bedroht wird, desto weniger wird es bereit sein, sich bei Hisbollah für eine Beilegung des Konflikts einzusetzen.

Dabei wäre solch eine Beteiligung Teherans ein gutes Mittel, den Iran zu entdämonisieren und ihm die Rolle zuzuweisen, die ihm in der Region zusteht – egal, wer dieses Land regiert. Aber es scheint, dass Washington kein Interesse daran hat, dem Land eine derartige Bewährungsprobe zu gewähren. Im Iran meinen derweil immer mehr Menschen, ohne den Rest der Welt auskommen zu können. Ein irriges Gefühl, das durch die Iranresolution nun noch gestärkt wird. Denn wer soll sie schon ernst nehmen? PETER PHILIPP

Der Autor ist Nahostexperte der Deutschen Welle

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