: Kein Wurm schreckt die Deutschen
Nach einer Infratest-Untersuchung steigt die Zahl der Internetnutzer in Deutschland weiter an – obwohl dort Viren und Betrugsmails auf sie warten. Aber fast 90 Prozent der Surfer schützen sich inzwischen mit speziellen Sicherheitsprogrammen
AUS BERLIN CHRISTIAN PANSTER
Trojaner, Würmer und Mails von Trickbetrügern – im Internet lauern viele Gefahren. Und doch steigt die Zahl der Deutschen, die Tag für Tag ins Netz gehen. Mittlerweile sind 58 Prozent der Bundesbürger online, drei Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr, wie eine aktuelle Untersuchung von TNS Infratest mit dem Namen „Onliner Atlas 2006“ ergab.
Damit liegt Deutschland in Europa im gesicherten Mittelfeld. Spitze sind die Nordländer, Island, Schweden und Dänemark. Dort surfen mittlerweile deutlich über 80 Prozent der Bevölkerung im Internet.
In Deutschland nutzen überwiegend Berufstätige das Online-Angebot – vermutlich über die schnelle Leitung am Arbeitsplatz. Laut der Untersuchung nutzen fast drei Viertel der Menschen mit einem Job das Netz; vor fünf Jahren war es nur knapp die Hälfte. Faustregel dabei: Je besser jemand ausgebildet ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er regelmäßig das Internet nutzt – egal ob privat oder geschäftlich. Rund 93 Prozent der für die Untersuchung befragten leitenden Angestellten geht regelmäßig online. Dagegen surft lediglich die Hälfte der Arbeitslosen im Internet. Von den Rentnern geht nur jeder Fünfte ins Netz.
Unterschiede hat TNS Infratest im Vergleich der Bundesländer festgestellt. Spitze sind, was die Nutzung des Internets anbelangt, die Großstädte Hamburg und Berlin. Dort gehen jeweils über 60 Prozent der Bevölkerung online. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern wird dagegen weniger gesurft. Hier nutzt nur gut die Hälfte der Bevölkerung das Netz. Das Schlusslicht stammt allerdings aus dem Westen: Von den Saarländern nutzen nur 49 Prozent das Internet.
Geht es nach dem Willen der Bundesregierung, sollen in den kommenden Jahren drei Vierteil der Deutschen regelmäßig surfen. Das sei ein guter Indikator für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft, sagt Hartmut Schauerte, CDU-Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Wann genau das Ziel erreicht sein soll, lässt Schauerte aber offen.
Fest steht: Je öfter der Surfer in die virtuelle Welt abtaucht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihm ein Virenwurm ins System kriecht oder eine Phishing-Mail ihn einfängt. TNS Infratest verkündet aber Gutes: Mit der größer werdenden Online-Gemeinde wächst auch das Bedürfnis nach Sicherheit. Offensichtlich dringen die Horrornachrichten von abgeräumten Bankkonten durch: Onlinern werden per Phishing-Mail Geheimzahlen abgejagt. Andere verlieren alle ihre Daten, nachdem ein Supervirus aus dem Netz den heimischen Rechner geschlachtet hat. 64 Prozent der Nutzer haben sogar selbst schon mal einen mehr oder weniger fiesen Virus auf ihrem Rechner gehabt.
Laut Untersuchung fühlen sich drei Viertel der Befragten ausreichend zum Thema Sicherheit informiert. Als wichtigste Informationskanäle werden Freunde und Bekannte sowie Fachzeitschriften angegeben. Geht es darum, wer verantwortlich für die Sicherheit im Cyberspace ist, sehen die Nutzer zunächst einmal sich selbst in der Pflicht – es folgen Internetwirtschaft und Internet-Provider.
Den besten Schutz vor Virenbefall bieten Antiviren-Programme sowie so genannte Firewalls. 87 Prozent der Befragten haben derartige Programme auf der Festplatte, immerhin 78 Prozent schützen sich durch eine Firewall. Wichtig ist es, die Programme regelmäßig auf den neuesten Stand zu bringen. Knapp 60 Prozent der Surfer tun das. Die Deutschen sind gewappnet.