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Archiv-Artikel

Poetischer Clown

Nach 30 Jahren tritt Werner Schrick als Impresario des Moerser Comedy Arts Festival ab. Dem Genre bleibt er treu

„Früher war ich multi-taskfähig, heute konzentriere ich mich aufs Wesentliche.“ Humor ist die beste Waffe im Chaos, in dem Werner Schrick den Überblick behalten muss. Schließlich will der 54-jährige, dass bei seinem letzten Comedy Arts Festival, das ab heute bis zum 6. August in Moers über die Bühne geht, nochmal alles rund läuft.

Die Liebe zur Kunst hat der Moerser in den Genen. Die Großmutter leitete Chöre, die Mutter spielte Klavier. Anfang der 70er Jahre studiert Werner Schrick Sozialarbeit in Düsseldorf-Eller – „die emanzipatorische Schule, in Abgrenzung zu den antikapitalistischen, Bart tragenden Sozialarbeitern.“ Im Programm enthalten sind dort auch drei Jahre experimentelles Theater beim Intendanten Holk Freytag. Schrick: „Da habe ich viel mitgenommen und die Ambition entwickelt, selbst was zu machen.“

Im „Juze Utfort“ in Moers macht er Mitte der 70er Jahre Workshops mit einem Clown. Einer der Teilnehmer ist ein gewisser Uwe Lyko, heute bekannt als Herbert Knebel. „Da schließt sich für mich der Kreis, wenn der jetzt bei uns auftritt“, so Schrick. Gleiches gilt für die französische Formation „Les Macloma“, die er zuerst vor 30 Jahren gesehen hat. „Das war poetische Clownerie. Die haben mich mehr inspiriert als Django Edwards und mich erst dazu gebracht, das Comedy Arts Festival zu machen.“

Kabarett war damals Trend, Schrick aber will eine neue Form zeitgenössischen Theaters zeigen. „Das Lachen an sich war schon suspekt. Das war mir zu stalinistisch.“ Auftakt des Comedy Arts Festival ist 1976 in dem idyllischen Moerser Schlosshof – ohne viel Tamtam. Die Mundpropaganda zeigt Wirkung. „Das Festival wurde zum Selbstläufer. Spiele fürs Volk zeigen – das zog!“ Viele Künstler kommen für kleines Geld, Schricks Begeisterung steckt an. Mitte der 90er Jahre wandert das Festival auf den Moerser Kastellplatz.

Nach 30 Jahren ist Schicht. Schrick wünscht sich „einen anderen Lebensrhythmus“. Auch nerven ihn die internen und persönlichen Querelen rund ums Festival. Und er befürchtet, dass „sich das Festival weiter popularisiert und kommerzialisiert“.

Wehmut ist seine Sache nicht, und was konkrete Zukunftspläne anbelangt, lässt er sich nicht in die Karten gucken. Dem Genre bleibt er wohl erhalten, doch das Kapitel Impresario ist beendet. „Solange sorgt sich der Vater eben weiter ums Kind“, sagt Schrick. „Hoffentlich hält das Wetter.“ ALEXANDER FLORIÉ