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Archiv-Artikel

Cyclassics unter Polizeischutz

PROTEST Umweltaktivisten wollten die Vattenfall-Cyclassics stören, um auf die umweltfeindliche Konzernpolitik aufmerksam zu machen. Doch die Polizei hat die Proteste rasch unterbunden

„Diese Sportveranstaltung wird genutzt, um dem Konzern ein grünes Image zu geben“

Pastor Friedrich Brandi

Am Sonntag versuchten Umweltaktivisten mit verschiedenen Aktionen die Vattenfall-Cyclassics zu stören. Bis zum Redaktionsschluss dieser taz-Ausgabe gelang dies jedoch nicht. Am Morgen war ein 50 Quadratmeter großes Transparent über die Köhlbrandbrücke gespannt worden, unter dem die Radfahrer durchmussten.

„Vattenfall will mit Sponsorenveranstaltungen wie den Cyclassics sein Image aufpolieren, dagegen wollen wir ein Zeichen setzen“, sagte Cécile Lecomte von Robin Wood, die dabei geholfen hatte, das Transparent anzubringen. Gegen 15 Uhr begann auf dem Hans-Albers-Platz, in unmittelbarer Nähe zur Radstrecke, eine Kundgebung, zu der ein Bündnis von Klimaplenum Hamburg, Robin Wood, Attac, der BI „Moorburgtrasse Stoppen“, Avanti – Projekt undogmatische Linke und der BUND-Jugend aufgerufen hatte. Etwa 200 Teilnehmer wurden von 20 Polizisten bewacht. Friedrich Brandi, Pastor der Friedenskirche, sagte: „Diese Sportveranstaltung wird genutzt, um Stadt und Konzern ein grünes Image zu geben.“

Um kurz nach 16 Uhr versuchten in orangefarbene Ordnerwesten gekleidete Aktivisten, Vattenfalls Versuch des „Greenwashing“ etwas entgegenzusetzen. Kurz vor Eintreffen der Spitzengruppe des Radrennens sollte die Straße Pepermölenbek besetzt werden. Und zwar an der Stelle, an der es flott Richtung Fischmarkt bergab geht.

Eine Handvoll Aktivisten hatte das Sperrgitter am Rand der Straße noch nicht erreicht, als sie von der Polizei überwältigt wurden. Ein Transparent wurde kassiert. Kurze Zeit später versuchte sich eine mit Klettergurt ausgerüstete Aktivistin von einer Straßenbrücke auf den Pepermölenbek abzuseilen. Auch sie kam nicht weit. Der Sprecher der Aktion „Gegenstrom“, Jens Fischer, zeigte sich dennoch zufrieden. „Wir haben die Möglichkeit genutzt, unsere Inhalte zu vermitteln und Vattenfalls Propagandaoffensive hat ordentlich Gegenwind erhalten.“

Dass Vattenfall gerade in Hamburg für sich werben möchte, kommt nicht von ungefähr. Hier baut der Konzern das Steinkohlekraftwerk Moorburg, das den C02-Ausstoß der Stadt um 40 Prozent erhöhen wird, statt auf erneuerbare Energien zu setzen. Im vergangenen Winter konnte durch die Besetzung diverser Bäume im Gählerpark in Hamburg-Altona der Bau der Moorburg-Fernwärmetrasse vorerst verhindert werden.

Die Vattenfall-Cyclassics am Sonntag fanden unter Polizeischutz, aus der Luft, vom Wasser und vom Land und unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Es waren kaum Zuschauer an der Strecke, weshalb sich künftige Aktionen möglicherweise erübrigen. Der Radsport ist eine in Deutschland sterbende Sportart, Vattenfall ein Dinosaurier der Energiepolitik. Da haben sich zwei gefunden, die es nicht mehr lange gibt. ROGER REPPLINGER