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Archiv-Artikel

Mit GM will ein Dinosaurier an die Börse

AUTOINDUSTRIE Der US-Konzern General Motors hat seine Pleite überwunden. Er hat Staatshilfe bekommen und sich auf Kosten der Mitarbeiter saniert. Jetzt treibt er einen milliardenschweren Börsengang voran

BERLIN taz | In den USA steht der wohl größte Börsengang des Jahres, ja womöglich in der Geschichte des Landes an. Der Kandidat ist ein Dinosaurier der US-Industriegeschichte: der Autohersteller General Motors (GM), der vor einem Jahr in Konkurs ging. Davon hat er sich inzwischen so weit erholt, dass er nach Informationen der Financial Times dieser Tage bei der US-Börsenaufsichtsbehörde die Wiederzulassung beantragen will.

Sämtliche großen US-Autokonzerne waren von der Finanzkrise stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Regierung in Washington griff ihnen mit Milliarden von Dollar unter die Arme und forderte im Gegenzug ein schlüssiges Sanierungskonzept. Von einem ökologischen Umbau der Branche war gar die Rede. GM jedenfalls schien damit überfordert – und meldete im Juni 2009 Insolvenz an. Unter Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts werden sämtliche Forderungen der Gläubiger erst mal auf Eis gelegt. Das Unternehmen erhält so eine Atempause, die es für einen Neustart nutzen kann.

Im Fall von General Motors übernahm der amerikanische Staat 61 Prozent der Aktien und legte dafür weitere Milliarden hin, insgesamt dann fast 58 Milliarden US-Dollar. Auch die kanadische Regierung und der Bundesstaat Ontario beteiligten sich. Unter dem als harter Sanierer bekannten neuen Konzernchef Ed Whitacre wurde der Konzern von der Börse genommen, um ihn ohne Druck vonseiten der Investoren zu restrukturieren. Das bedeutete den Abbau von rund 65.000 Stellen. Nebenher wurden auch drei der sieben in den USA vertriebenen Marken aufgegeben, darunter als Konzession an den leicht ergrünten Zeitgeist der Geländewagen Hummer.

Inzwischen verkauft der verschlankte Konzern mehr Autos als zuvor und erzielt seit Jahresbeginn wieder Gewinne – im zweiten Quartal immerhin 1,3 Milliarden US-Dollar. Im Juli konnte GM stolz das Ende des Gläubigerschutzes unter Kapitel 11 bekanntgeben. Die Pleite war offiziell überwunden.

Dass man an die Börse zurückkehren wolle, kündigte Vorstandschef Whitacre bereits vor knapp zwei Wochen an: „Wir wollen die Regierung raushaben, wir wollen nicht als ‚Government Motors‘ bekannt sein.“ Vergangene Woche räumte er zwar überraschend seinen Chefposten zugunsten von Aufsichtsratsmitglied Daniel Akerson, für die Börsenpläne bedeutete das aber nur eine kleine Verzögerung.

Der Autobauer dürfte wohl nicht alle Aktien auf einmal auf den Markt werfen, sondern nur Anteilsscheine für 12 bis 16 Milliarden Dollar. Der Staat wird bei der Gelegenheit einen Schwung seiner GM-Aktien verkaufen und sich so etwas von dem Geld zurückholen, das die Steuerzahler zur Rettung des Konzerns hinblättern mussten. NICOLA LIEBERT